Ausstellungen

Malerei von großer Dichte: Sebastian Schrader

Kunstverein Gera präsentiert Werke des Berliner Künstlers bis 30. März
Kunstverein Gera Ausstellung Sebastian Schrader 2

Sebastian Schraders Bildfiguren scheinen irgendwie aus der Zeit gefallen. Sie verharren und verweigern sich, suchen nach Halt und Orientierung in einer Zeit, die sich hastig und geschäftig auf den Weg der Zukunftsgestaltung gemacht hat. Die so geschaffenen Gegenbilder spielen mit dem rätselhaften Ausdeuten seiner Bildwelt. Im Vordergrund steht dabei aber die Konzentration auf die menschliche Existenz.

Als Chronist einer unsicheren Zeit malt er altmeisterlich, versteht sich als Wanderer zwischen den Maltraditionen und spürt dabei den Geheimnissen des Gegenständlichen und der Malerei nach. Es entstehen Bilder von großer Dichte, die zum Verweilen und genaueren Hinsehen verführen.

In der Schau des Geraer Kunstvereins ist u.a. eine Serie aus acht kleinformatigen Bildnissen zu betrachten. Diese beruhen auf Fotografien, stellen dabei aber berühmte verstorbene Künstler dar. "Wir könnten uns an Gerhard Richters Serie von einheitlichen Porträts in Venedig 1972 erinnert fühlen. Denn auch Schrader geht es nicht so sehr um das eingehende psychologische Erkennen, als vielmehr um die Fotos als solche, insofern sie das anscheinend ikonische Empfinden der Modelle für Selbstdarstellung und -inszenierung ihrer Person erfassen. (...) in diesem Zeitalter medienvermittelter Pseudoberühmtheit und falscher Fakten hat gerade auf dem Gebiet des Porträts die Wirklichkeit das Reale so gut wie restlos überflutet. Ikonische Selbstdarstellung als Identität macht aus der Wirklichkeit eine jeweilige, beiläufige Eigentlichkeit als Spielart angleichender Wahrnehmung. Auch diesen Bildern mit ihren malerisch gerieften, abgeschrammten Oberflächen entnehmen wir Bildnisse, die von da an in unseren psychischen Projektionen weiterleben – als selbsterzeugte Bruchstücke eines Erkennens aus den trüben Erinnerungsfetzen unseres lückenhaften Bewusstseins." (© Mark Gisbourne, 2021)

Manche seiner in Gera präsentierten Arbeiten muten auf den ersten Blick an wie Collagen, ja fotografisch fast, so präzise - und doch ist es Malerei. Neuzeitlich. Faszinierend.

Abbildung: Sebastian Schrader, o.T. 2022, Öl auf Leinwand, 200x180cm (Bildrechte: Schrader)

Kunstverein Gera e.V., Markt 8/9 | Öffnungszeiten: Freitag bis Samstag 15:00 - 18:00 Uhr

Sebastian Schrader – Kunstverein Gera (kunstverein-gera.de)


Gera: Ans Licht gebracht. Schätze aus dem Depot

Bis 20. Mai präsentiert die Kunstsammlung Gera in sechs Themenkomplexen insgesamt 84 Werke der Malerei, Arbeiten auf Papier und Plastik
Kunstsammlung Gera Schätze ans Licht gebracht

Die Kunstsammlung Gera präsentiert in der neuen Sonderausstellung „Ans Licht gebracht“ im Südflügel der Orangerie ausgewählte Werke aus dem eigenen Sammlungsbestand. Im Geraer Museumsdepot wird ein großer Fundus an Gemälden, Zeichnungen, Druckgrafiken und Plastiken vom Mittelalter bis zur Gegenwart beherbergt– Schätze, die dem Publikum bisher lange verborgen blieben und die jetzt aus dem Schattendasein der Magazine an Licht der Öffentlichkeit gebracht werden. Die Exposition ist die letzte Sonderausstellung in der Orangerie bevor Ende Mai der umfangreiche Umbau zur neuen Otto-Dix-Dauerausstellung erfolgt, die am 3. Oktober 2024 eröffnet werden und sich über Nord- und Südflügel der Orangerie erstrecken wird. Grund genug sich noch einmal mit frischem Blick dem eigenen Sammlungsbestand zu widmen und eine Ausstellung zu konzipieren, die die Werke nach künstlerischen, formal-ästhetischen und gesellschaftlichen Bedeutungen befragt. Gezeigt werden 53 Gemälde, 23 Arbeiten auf Papier sowie 8 Plastiken.

Die 84 Werke entstanden von beginnenden 16. bis zum Ausgang des 20. Jahrhunderts und liefern damit einen repräsentativen Streifzug durch die Vielfältigkeit der Sammlung. Die Basis für die Auswahl bildeten vornehmlich Werke aus dem historischen Sammlungsbestand, der Behrens-Weise-Sammlung, dem bedeutenden Werkbestand zur Kunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts im Museum sowie den Dauerleihgaben der Sammlung Niescher. Neben großen und bekannten Künstlern der Kunstgeschichte wie Andreas Achenbach, Oswald Achenbach, Peter Breuer, Heinrich Bürkel, Lucas Cranach d. Ä., Albrecht Dürer, Rainer Fetting, Paul Gauguin, Frans Hals, Willy Hamacher, Erich Heckel, Willem van Mieris, Friedrich Phillipp und Heinrich Reinhold, Auguste Renoir, Auguste Rodin, Antonio Rotta sind auch eindringliche Werke von Gegenwartskünstlern wie Rainer Fetting, Lutz R. Ketscher, Wolf Vostell und Jan Brokof zu sehen. Die malerische Bandbreite reicht beispielsweise von den in altmeisterlicher Lasurmalerei ausgeführten Landschaften und Genrebildern der Niederländer Peter de Neyn, Jan van Kessel und Willem van Mieris aus dem 17. Jahrhundert, über die idyllisch-arkadischen Landschaften von Friedrich Phillipp Reinhold, den feinstrukturierten Naturstudien seines Bruders Heinrich Reinhold und den Landschafts- und Genredarstellungen von Heinrich Bürkel und Antonio Rotta bis zu den atmosphärischen, farb-und lichtdurchfluteten Seestücken von Andreas und Oswald Achenbach aus dem 19. Jahrhundert.

Die mit großem Detailreichtum und in beindruckender Perspektivwirkung erfassten Rom-Veduten der großformatigen Radierungen von Giovanni Battista Piranesi aus dem 18. Jahrhundert und die im südlichen Licht von Hugo Paul Harrer dargestellte römische Marktszene stehen als charakteristische Beispiele für die wiederentdeckte Bewunderung antiker Baukunst und die andauernde Italiensehnsucht von Künstlern. Bei der Ausstellungsgestaltung haben wir uns an einigen Stellen (Landschaft, Porträt, Stillleben) für eine Tableau-Hängung entschieden, was einerseits die Vielfalt der Sammlung wiederspiegeln soll und anderseits darauf verweisen kann, dass sich die Themenbilder aus dem reichen Fundus noch ergänzen ließe. So vereint die Ausstellung auch eine Reihe eigenwilliger Porträts und Menschenbilder, die sich insgesamt über annähernd 400 Jahre erstrecken und eine große Breite der Darstellungsmöglichkeiten aufzeigt. Das Antlitz des Dargestellten kann von vorn gesehen (en face), als Halb oder Dreiviertelprofil (en profil), als Brustbild, Halbfigur, Kniestück und sogar als Ganzfigur wiedergegeben werden.

Die prägnante Auswahl zeigt die Vielfalt der Positionen und zugleich die außergewöhnliche künstlerische Qualität, wie z.B. bei Frans Hals, Adolph von Menzel, Franz von Lenbach und Kurt Günther, die empfindsam-sinnliche Bilder vor Augen führen.

Auch bei den Stillleben wurden Werke aus unterschiedlichen Zeiten zusammengestellt, die exemplarisch verschiedene malerische Bildsprachen der natura morta-Thematik vorführen. Ein sanftes Kolorit mit weichem Licht beherrscht das Bildmotiv im Früchtestillleben von Jean Siméon Chardin aus dem 18 Jahrhundert, demgegenüber stehen z.B. die modernen malerischen Formen im Stillleben von Erika Streit, die in der Tradition von Cezanne stehen oder die scharfen Gegenstandskonturen der neusachlichen Malerei von Gustav Schaffer aus dem 20. Jahrhundert. Die thematischen Präsentationen der historischen Sammlungsexponate wurden teils mit Werken zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler konfrontiert, um interessante Dialogräume und Korrespondenzen zu erzeugen, die anregende Assoziationen erwecken und zu neuen Sichtweisen verführen können.

Bei der Konzeption der Ausstellung wurden alle Museumsmitarbeiter und -mitarbeiterinnen in die Erarbeitung einbezogen, die jeweils ihre Lieblingswerke als persönliche Favoriten der Sammlung vorschlagen konnten. Im Ergebnis entstand eine Auswahl, die sich im Wesentlichen auf die sechs Themenbereiche und Gattungen christliche Motive, Landschaft, Porträt, Akt, Stillleben und Genredarstellungen konzentriert.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag und Feiertage 11 bis 17 Uhr

Kurzführungen mittwochs jeweils 12 Uhr: 03.04./ 17.04./ 08.05.

Foto: Dagmar Paczulla


Jena: „dialog concrete art“ bei HUBER & TREFF

Kunstwerke von Yvette Kaiser-Smith (Chicago) und Robert Krainhöfner (Jena) bis 27. April zu sehen
Jena: „dialog concrete art“ bei Huber & Treff

In Zusammenarbeit mit der ArtExhibitionLink - Galerie UNO, Rom, Chicago, Berlin präsentiert die Kunsthandlung HUBER & TREFF eine Ausstellung mit Kunstwerken von Yvette Kaiser-Smith aus Chicago und Robert Krainhöfner aus Jena.

1924, vor 100 Jahren, prägte Theo van Doesburg den Begriff der „Konkreten Kunst“. Er schlug als konsequente Weiterentwicklung von Abstraktion und Konstruktivismus vor, die Kunst gänzlich von der Abbildung der dinglichen Welt zu befreien und nur ideelle Inhalte ins Zentrum der Kunst zu stellen. So könne die ästhetische Wirkung der Kunstwerke klarer und unmittelbarer die Betrachter erreichen. - Viele Künstlerpersönlichkeiten sind seinen Ideen gefolgt, so auch Yvette Kaiser-Smith und Robert Krainhöfner.

Die Darstellung einer mehrteiligen roten Kreisform, beispielsweise, will nicht die Idee eines Apfels evozieren, sondern soll die Ästhetik von Teilungsverhältnissen, Farbnuancierungen und Umrissen am Beispiel eines Kreises zeigen.

Robert Krainhöfner entwirft und gestaltet Großobjekte, die unter anderem auch in Jena öffentlichen Plätzen ein gedanklich-ästhetisches Zentrum und einen eigenen Charakter geben. Er wurde mit mehreren Arbeitstipendien der Kulturstiftung des Freistaates Thüringen und der Stadt Jena bedacht.

Elementare geometrische Formen bilden den Ausgangspunkt für Robert Krainhöfners Oeuvre. Der Jenaer Bildhauer untersucht Formen wie Kegel, Quadrat, Kreis oder das Band als Linie. Sie werden von ihm so verändert, dass das Prozesshafte diese Veränderung als ein lebendiges Spiel von Gegensätzen und Rythmuswechseln erlebt wird. Seine Skulpturen treten in eine ästhetisch spannungsvolle Beziehung zum umgebenden Raum. Die konkrete räumliche Beschaffenheit ist die Grundlage zu ihrem Erleben und Verstehen. Im Vordergrund seiner skulpturalen Bestrebungen stehen die vielfältigen Zusammenhänge von Fläche und Raum. Über spielerisch anmutende Metamorphosen und Zwischenräume sucht er eine "Annäherung an das nichtsichtbare Wesen der Geometrie".

Robert Krainhöfner studierte Bildhauerei und „Kunst im öffentlichen Raum“ an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Diese Ausbildung und die Traditionen des frühen Bauhauses, dessen Gründer Walter Gropius mit den legendären Worten: „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeiten ist der Bau“ den Künsten eine zentrale Funktion im öffentlichen Leben zuschrieb, sind die wichtigsten Leitlinien an denen Krainhöfner sein Schaffen ausrichtet. Er sieht sich dabei der Konkreten Kunst verpflichtet. Deren existentielle Elemente Theo van Doesburg prägnant zusammenfasst: „Nichts ist konkreter, wirklicher als eine Linie, eine Farbe, eine Oberfläche“. Konkrete Kunst postuliert die Autonomie des Werkes und seine Unabhängigkeit von einem real - Äußeren. Durch die konsequente Reduktion auf Farben, Flächen und Körper sowie rein geometrische Konstruktionen mit raumschaffenden Qualitäten gibt sie dem Wechselspiel elementarer Ausdruckskräfte eine künstlerisch- lebendige Ordnung. Das Ziel Konkreter Kunst sah der Schweizer Bauhausschüler Max Bill darin, „Gegenstände für den geistigen Gebrauch zu entwickeln.“ Sie erhält so Bedeutung für die ästhetische Gestaltung öffentlicher Räume. Diesen Maximen entspricht Robert Krainhöfners bildhauerische Haltung.

Yvette Kaiser-Smith, geboren 1958 in Prag, erhielt ihre künstlerische Ausbildung an der University of Chicago, Illinois, Southern Methodist University in Dallas, Texas und der Yale Summer School of Art, Norfolk, Connecticut. Jahrzehnte intensiver Arbeit verschafften Yvette Kaiser-Smith einen festen Platz in der Kunstszene der USA. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Chicago.

Die in Chicago lebende Künstlerin überbrückt mit ihrem Schaffen die Schnittstellen zwischen Fiberarts, tradierter Bildhauerei und Konzeptkunst. Sie verbindet die traditionelle Handarbeitstechnik des Häkelns mit den Hightech-Materialien Glasfaser und Kunstharz, um daraus filigrane Gebilde zu schaffen.

Für das Grundgerüst der in der Ausstellung präsentierten Häkelplastiken verwendet Yvette Kaiser-Smith mathematische Zahlenfolgen. Die Maschen entsprechen einer Ziffer, die mit einer Farbe belegt ist. So wird eine Masche zu einem Baustein, zum Molekül oder zur Nukleinsäure in einer netzartigen Struktur, die in unendlichen Variationen möglich ist. Auf diese Weise schafft die Künstlerin ein Spannungsfeld, in dem der Betrachter seine Gedanken zwischen zunehmender Entmaterialisierung digitalisierter Wirklichkeit und sinnlichen Empfindungen schweifen lassen kann.

Abbildung: Yvette Kaiser-Smith, Pi in Pascals Round, Crocheted fiberglass, polyester resin

Kunsthandlung Huber & Treff Jena, Charlottenstraße 19 

Öffnungszeiten Montag 10-13 Uhr, Donnerstag/Freitag 15-18 Uhr, Samstag 10-15 Uhr sowie gern nach Vereinbarung Tel. 03641 442829

H&T - Huber & Treff (huber-treff.de)


Klassik Stiftung Weimar: Themenjahr „Auf/Bruch“

Vor dem Hintergrund des Thüringer Wahljahres 2024 widmet die Klassik Stiftung Weimar ihr Themenjahr dem 20. Jahrhundert mit seinen radikalen Auf- wie Umbrüchen. Ausgewählte Sammlungsbestände der Stiftung werden im Kontext der historischen Wendepunkte 1924, 1933 und 1949 auf ihre Überlieferungszusammenhänge untersucht und etablierte Deutungsmuster hinterfragt. Im Fokus der Ausstellungen, Veranstaltungen und diskursiven Projekte steht jeweils die zentrale Frage, welche Verbindung Kultur und Politik immer wieder aufs Neue eingehen und welche Rolle Künstler*innen und Kunst in einer liberalen und weltoffenen Gesellschaft einnehmen können. Die Jahresausstellung der Stiftung setzt sich erstmals öffentlich mit dem Thema „Bauhaus und Nationalsozialismus” auseinander. Die dreiteilige Schau verdeutlicht die komplexe politische Geschichte des Bauhauses bis zu seiner Schließung 1933 und zeigt die äußerst unterschiedlichen Lebenswege der Bauhäusler*innen in der Diktatur. Dabei wird schnell klar, dass die Moderne niemals immun war gegenüber einer Verführbarkeit durch totalitäre Regime.

„Im Superwahljahr 2024 – 100 Jahre nach dem Rechtsruck in der Thüringer Landesregierung 1924, der zur Vertreibung des Staatlichen Bauhauses führte – wendet sich die Klassik Stiftung Weimar bewusst den existentiellen Widersprüchen des 20. Jahrhunderts zu, die unsere Gegenwart prägen. Mit dem Themenjahr ‚Auf/Bruch‘ beleuchten wir den Kampf um die Demokratie durch exemplarische Ereignisse, Persönlich­keiten und Kunstwerke. Wir fragen in Ausstellungen, Debatten, Bildungsangeboten und unserem Jahres­magazin nach der explosiven Verbindung von Kultur und Politik, Kunst und Macht – ein Thema, das gerade jetzt wieder hochbrisant wird. Damit zeigen wir als bedeutende Kultur- und Forschungsinstitution auch politisch Haltung“, so Präsidentin Ulrike Lorenz.

Die Jahresausstellung „Bauhaus und Nationalsozialismus“ vom 9. Mai bis zum 15. September untersucht erstmals die Verstrickungen des Staatlichen Bauhauses und seiner Angehörigen mit dem Nationalsozialismus nach 1933. An den drei Orten Bauhaus-Museum Weimar, Museum Neues Weimar und Schiller-Museum zeigt die Schau auf 1.000 Quadratmetern rund 450 Kunst- und Designobjekte aus Privatsammlungen und renommierten Museen in Europa und den USA.

Über viele Jahre galt das „gute“ Bauhaus als Gegenentwurf zum Nationalsozialismus – eine zu einseitige Deutung dieser Zeit. Studierende und Dozierende des Bauhauses finden sich während des Nationalsozialismus unter den Verfolgten wie auch unter den Profiteuren des Regimes. Das Museum Neues Weimar beleuchtet unter dem Titel „Politische Kämpfe um das Bauhaus 1919−1933” die künstlerischen und politischen Konflikte, die bereits mit der Gründung der Designschule in Weimar begannen und sich in Dessau und Berlin fortsetzten. Im Bauhaus-Museum Weimar geht es unter der Überschrift „Abgehängt – Beschlagnahmt – Angepasst 1930/1937” um die Beschlagnahmung der „entarteten Kunst“ 1937 und um ihre Vorläuferaktion in Weimar. Das Schiller-Museum widmet sich schließlich den Bauhaus-Mitgliedern und ihren „Lebenswegen in der Diktatur 1933−1945”Thematisiert werden die Gratwanderungen, die sie angesichts der neuen politischen Verhältnisse nach 1933 vollzogen.

Die Ausstellung wird im Rahmen eines Festakts am 8. Mai gemeinsam mit dem Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora eröffnet.

Begleitende Formate (Auswahl)

Nietzsche-Archiv

Der Schwerpunkt „Weimar und der Nationalsozialismus“ wird bis zum 1. November durch ein Angebot im Nietzsche-Archiv ergänzt: Was hat Friedrich Nietzsche mit dem Nationalsozialismus zu tun? Warum konnten sich Faschisten und Antifaschisten zugleich für ihn begeistern? Die Kabinettausstellung „Nietzsche im Nationalsozialismus“ legt dar, wie aus einem europäischen Denker ein „deutscher Prophet“ wurde. Die Präsentation stellt die widersprüchlichen Nietzsche-Aneignungen vor und fragt nach der Verantwortung des berühmten Philosophen für diesen fatalen Bruch in seiner Wirkungsgeschichte. 

Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Den Spuren einer an Auf- und Umbrüchen dramatisch reichen Zeit widmet sich die Präsentation „Monarchisten, Demokraten, Nationalsozialisten“ im Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Im Fokus der Schau stehen vom 23. Mai bis zum 30. November handschriftliche Widmungen aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, deren Verfasser und Empfänger aus den unterschiedlichsten politischen Lagern stammten.

Schloss Belvedere und Liszt-Haus

Eine zeitgenössische Auseinandersetzung mit der bewegten deutschen Geschichte bietet die mehrteilige Ausstellung „Olaf Metzel: Deutschstunde“. An den historischen Orten Schloss Belvedere und Liszt-Haus gehen die politischen Werke des in Berlin geborenen Bildhauers und Objektkünstlers Metzel in einen inhaltlichen und ästhetischen Dialog mit der historischen Umgebung. Die Schau bildet vom 7. Juni bis 1. November den Auftakt der neuen Reihe „Weimar Contemporary“, mit der die Stiftung ihre Aktivitäten im Bereich der zeitgenössischen Kunst bündelt. Neben eigens für Weimar entstehenden Arbeiten sowie einer neuen Version von „NSU“ (2013/24) werden Installationen zum Aufeinandertreffen von Orient und Okzident wie „Kebap Monument“ (2007) oder „Turkish Delight“ (2006) zu sehen sein.

>> Das komplette Programm des Themenjahres „Auf/Bruch“ finden Sie hier.


Bad Frankenhausen: Matthijs Röling - Mythos und Natur

Neue Sonderausstellung im Panorama Museum
Matthijs Röling - Mythos und Natur

Die Exposition, die ca. 80 Gemälde, Zeichnungen und Skizzenbücher des niederländischen Künstlers Matthijs Röling zeigt, ist ein Kooperationsprojekt des Panorama  Museums mit dem Drents Museum in Assen (Niederlande)

Matthijs Röling (Oostkapelle, 1943) war einer der ersten Künstler in den Niederlanden, der sich für eine Rückkehr zur figurativen Kunst entschied und sich nicht der abstrakten und konzeptuellen Kunst seiner Zeit anschloss. Stattdessen sind es die klassischen Themen und Techniken, die ihn fesseln. Röling wurde auch als "jüngster der alten Meister" bezeichnet. Seine Stillleben, Porträts und mythischen Darstellungen sind von Harmonie geprägt. Über allem schwebt ein Hauch von Poesie und Intimität.

Röling ist mit der Kunst aufgewachsen. Durch Bücher, Museumsbesuche und Reisen vertieft er sich in die Kunstgeschichte. Röling lässt sich von so ziemlich jeder Kunst der Jahrhunderte inspirieren: von Renaissancemeistern wie Tizian über den französischen (Neo-)Impressionismus von Bonnard und Vuillard bis hin zu japanischer Kunst, Vermeer und Escher. Er beginnt ein Studium an den Kunstakademien in Den Haag und Amsterdam, das er aber nicht beendet, weil er mit der vorherrschenden abstrakten Kunst nicht einverstanden ist.

Matthijs Röling entwickelt sich in den ersten Jahren seiner künstlerischen Laufbahn zu einem echten Feinmaler. Er hat sich die technische Finesse angeeignet, um "alles malen zu können, was er will". Seine Selbstporträts zeigen einen selbstbewussten, aber auch neugierigen Blick. Die Gesichtszüge sind sehr präzise ausgearbeitet. Diese Technik kommt ihm auch bei seinen berühmten Kabinettbildern zugute: Stillleben in einem Holzschrank mit allerlei kuriosen Gegenständen, Textfragmenten und Trompe-l'oeil, die zusammen eine Geschichte erzählen. Auch seine anderen Stillleben sind voller Symbolik und Verweise auf eine ferne Vergangenheit oder eine Fantasiewelt. Sie bieten ein Fenster in eine andere Realität. Manchmal geht der Künstler noch einen Schritt weiter und entflieht der Realität, indem er buchstäblich in diese andere Welt eintritt. Diese Gemälde zeigen mythologische Figuren wie Faune und exotische Tiere.

Seit den 1980er Jahren malt Röling lockerer, impressionistischer, mit einer Beiläufigkeit, die mit seiner malerischen Entwicklung zu tun hat. Aber auch mit körperlichen Problemen an einer seiner Hände und einer notwendigen Operation, die feines Malen unmöglich machte. Der Pinselstrich wird wieder sichtbar. Das zeigt sich zum Beispiel in der Bilderserie des Künstlers von seinem Garten in Ezinge. Dabei lässt er sich von den Gartenbildern Gustav Klimts inspirieren. In allen Grün-, Gelb- und Blautönen malt Röling die wellenförmigen Linien der Buchsbaumhecken im Kontrast zu den wild blühenden Blumen.

Text: Annemiek Rens, Chefkuratorin des Drents Museum
Abbildung: 
Matthijs Röling, Die letzten Besucher von Tivoli, 1997, Öl auf Holz, 183 x 340 cm, Drents Museum, Assen

 


Greiz: Frühlingsausstellung „Höfische Gärten und Gewächse“

Bis 20. Mai, Sommerpalais im Greizer Park
Sommerpalais Greiz

Der Fürstlich Greizer Park stellt ein so außergewöhnliches Gartendenkmal dar, dass es zu jeder Zeit gerechtfertigt ist, seine Geschichte zu illustrieren. Die im Sommerpalais gesammelten Plan- und Pflanzendarstellungen aus früheren Jahrhunderten bieten hierfür reichliches Illustrationsmaterial, bei dem auch das Auge auf seine Kosten kommt. Der Frühling scheint zudem die passende Jahreszeit, sich besonders an den fein kolorierten Blumen- und Blütendarstellungen zu erfreuen.
Während die das Gebäude umgebenden Blumenbeete mit der Frühjahrsbepflanzung aufwarten, Hecken erblühen und Bäume ergrünen, bieten die Werke in der Ausstellung hochrangige Beispiele künstlerischer Pflanzendarstellung und Zeugnisse ambitionierter Gartengestaltung.
Die bereits zur Bundesgartenschau 2021 konzipierte Ausstellung konnte wegen der Corona-Pandemie nicht gezeigt werden. Der Frühling 2024 ist ein willkommener Anlass, die Lücke zu schließen und die Ausstellung nachzuholen.

Geöffnet Di-So 10-17 Uhr

Abbildung: Jakobslilie (Amaryllis formosissima. Hexandria monogynia), Gouache auf Pergament, um 1800, Aus dem Nachlass der Prinzessin Elizabeth von Großbritannien (1770-1840)

Foto: Christian Freund


Greiz: Dietmar Weber – Plastikaturen

Zu sehen im Gartensaal im Sommerpalais bis 31. März
Dietmar Weber Sommerpalais Greiz

Das SATIRICUM verfügt über einen eigenen Sammlungsbestand an humorvollen plastischen Arbeiten. Dietmar Weber ist ein Vertreter dieser Richtung, die nicht mit dem Zeichenstift, sondern mit handwerklichem Geschick und Ausdauer humorvolle Skulpturen und Objekte schafft. Webers Arbeiten werden zum ersten Mal in einer umfassenden Zusammenstellung gezeigt.

 

Papier zum Sprechen bringen

Geschöpftes, Grafik und Collage von Marita Kühn-Leihbecher: Bis 30. Juni, Altenburg, Lindenau Museum

Zur Feier ihres 80. Geburtstages zeigt das Lindenau-Museum in einer erweiterten KUNST WAND-Ausstellung Papierarbeiten der in Mildenfurth bei Gera lebenden Künstlerin Marita Kühn-Leihbecher.

Das Schöpfen steht am Beginn eines Arbeitsprozesses, an dessen Ende sich  außergewöhnliche Kompositionen aus Material, Form und Farbe mit der Idee zu einer harmonischen Einheit verbinden. Der Einblick in die papierne Welt Kühn-L eihbechers gleicht dem Beobachten und Eintauchen in ein fragiles, aber unendlich vielseitiges Universum. Der Blick der Betrachtenden wird auf die Schichten aus Papier, die Linien und Formen gelenkt sowie zuletzt auf die feinen Verästelungen der einzelnen Fasern, die auf dem Material eine eigene Landkarte bilden. Die handwerkliche Technik des Papierschöpfens beherrscht die Künstlerin in jedem einzelnen Schritt, von der Bearbeitung
der pflanzlichen Materialien bis zur Fertigstellung eines Blattes. 

Nach dem Schöpfen beginnt die Schöpfung – von der Idee, welche Teile sich in- und übereinanderlegen, bis hin zur Sichtbarmachung dessen, was Kühn-Leihbecher beschäftigt und bewegt. Mal entscheidet sie selbst, mal das Papier -und manchmal auch der Himmel: Regentropfen hinterlassen auf dem noch nicht getrockneten Papier häufig feine Spuren. In das selbstgeschöpfte Papier baut die Grafikerin Verstecke für von ihr gefundene Papiere und Bilder, die sie faszinieren und festhalten, ein. Es entstehen Fenster mit Augen, die aus dem Blatt auf die Welt schauen. Die kurzen, oft nur aus einem Wort bestehenden Titel sind stille Wegweiser, die keine eindeutige, aber eine mögliche Richtung angeben. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.


Winterzeit ist auch die Zeit zum Spielen

Spielzeug im Wandel der Zeit zu sehen bis 1. April im Unteren Schloss in Greiz

Eine große und vielfältige Auswahl von historischem Spielzeug aus dem Bestand der Museen der Schloss- und Residenzstadt Greiz lädt die kleinen und die großen Besucher in das Museum im Unteren Schloss ein.

Spielzeuge ließen schon immer Kinderherzen höher schlagen und erzählten zu allen Zeiten ihre eigenen Geschichten – illustrieren Kulturgeschichte, Moden, Zeitgeist und Zeitgeschmack. Spielzeuge sind der Spiegel des alltäglichen Lebens. Sie reflektieren Geschichte, technische Entwicklungen und sich verändernde Lebenssituationen. Bei den ausgestellten historischen Eisenbahnen spannt sich der Bogen von Lokomotiven mit Dampfmaschinenantrieb über schwungradbetriebene Lokomotiven bis hin zu elektrisch angetriebenen Spielzeuglokomotiven. Die rasanten technischen Entwicklungen und Neuerungen des 20. Jahrhunderts werden durch diese Modelle eindrucksvoll erlebbar. Das Spielen diente schon immer zur Vorbereitung auf das Erwachsenendasein, welches sich in einem ständigen Wandel befindet. 

Abgerundet wird die Ausstellung mit Puppen von Brunhilde Einenkel. Vor über 100 Jahren begann sie auf dem Oberen Schloss Greiz mit einer 60 Jahre währenden Produktion ihrer einzigartigen Puppen. Im Jahre 1947 resümierte sie zu ihrem 25. Firmenjubiläum: „Mein ganzes Bestreben war und ist: großen und kleinen Kindern aus einfachsten Mitteln Freude zu bereiten.“ (Brunhilde Einenkel, 1947)

Zu sehen bis 1. April, täglich außer montags 10.00 Uhr – 16.00 Uhr


Gera: Mythen – Helden – Fabelwesen

Sparkasse Gera-Greiz präsentiert Gemälde von Alexandra Müller-Jontschewa und Hans-Peter Müller
Müller-Jontschewa Sparkasse Gera-Greiz

Die Sparkasse Gera-Greiz zeigt im Beratungscenter Schloßstraße Gera Gemälde des international renommierten Künstlerpaares Alexandra Müller-Jontschewa und Hans-Peter Müller aus Weida. Damit verwandelt sich die Sparkasse nunmehr schon traditionell in eine Kunstgalerie.

„Beide Künstler verkörpern mit ihren Werken Kunst auf höchstem Niveau“, betonte Dr. Hendrik Ziegenbein, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Gera-Greiz. Er verwies darauf, dass die Sparkassen der größte nichtstaatliche Kulturförderer in Deutschland sind und die Sparkasse Gera-Greiz dies mit ihrem Engagement in der Stadt Gera und im Landkreis Greiz erlebbar macht.

Alexandra Müller-Jontschewa und Hans-Peter Müller gehören zur zweiten Generation der sogenannten Leipziger Schule. Ihr künstlerischer Weg findet sich zwischen Symbolismus, Surrealismus und magischem Realismus. Beide arbeiten ausschließlich figurativ und beherrschen das großformatige Tafelbild ebenso wie das Kabinettstück.

Die Welt der Mythen fasziniert das Künstlerpaar so grundlegend, dass es daraus seine Motive gewinnt, mit altmeisterlicher Technik und Präzision ausgeführt und vom surrealistischen Geist durchdrungen. Rätselhafte Metaphern, die beziehungsreich zwischen Heutigem und Vergangenem assoziieren, bieten einen neuartigen Zugang zu Mythen und Legenden, die die Maler als Urbilder im kollektiven Gedächtnis der Menschheit verstehen, ohne sie darauf zu reduzieren.

Die Ausstellung ist bis zum 5. April bei freiem Eintritt während der Servicezeiten montags von 9 bis 16 Uhr, dienstags und donnerstags von 9 bis 18 Uhr sowie mittwochs und freitags von 9 bis 12 Uhr zu besichtigen.

Foto: Dagmar Paczulla


Metamorphosen. Fotografien von Herlinde Koelbl

Ausstellung im GRASSI Museum für Angewandte Kunst in Leipzig / Zu sehen bis 1. April
Herlinde Koelbl

Herlinde Koelbl (*1939) gehört zu den großen deutschen Fotokünstlerinnen der Gegenwart. Der Öffentlichkeit ist sie vor allem bekannt durch ihre fotografi­schen Langzeitprojekte wie „Spuren der Macht. Die Verwandlung des Menschen durch das Amt“ (1991-1998) und „Das deutsche Wohnzimmer“ (1980), aber auch auf Grund des 2003 gedrehten Dokumentarfilms „Rausch und Ruhm“ über Benjamin von Stuckrad-Barre, der dessen Weg durch den Drogenentzug zeigt.

In ihrem neuen Werkzyklus METAMORPHOSEN richtet sich ihr sehr besonderer und individueller Blick nicht auf den Menschen. Erstmals gilt ihr fotografisches Interesse der Natur, der blühenden Pflanzenwelt. Es bleibt nichts, wie es ist. Entstehen, Werden und Vergehen folgen im Kreislauf aufeinander. Im Vergehen lässt die Natur eine neue Schönheit und eine veränderte Wahrnehmung entste­hen. Sie erschafft unglaubliche Formen, Farben und Strukturen. Alles wandelt sich, wird spröde, erschlafft oder erstarrt, wechselt den Aggregatzustand. Durch Hervor­hebung von Details entstehen bei Herlinde Koelbl szenische Bild­kompositionen. Die farbenprächtigen, in den vergangenen acht Jahren entstan­denen Bilder werden abstrakt, ein Schwebezustand wird erreicht. Gegenwart und Vergangen­heit fließen ineinander. Und die Zukunft liegt im Wiederer­schei­nen. Neben rund 85 Fotoarbeiten stehen zwei meditative Videoproduktionen und eine Soundinstallation.

Foto: Herlinde Koelbl / aus dem Werkzyklus "Metamorphosen"


Bad Elster: Morgenstern lässt grüßen

Ausstellung von Ralph Kunzmann bis 12. April im Königlichen Kurhaus
Bad Elster Ausstellung Ralph Kunzmann

Bad Elster/CVG. Im Zuge der 21. Chursächsischen Winterträume wurde am vergangenen Freitag in der Galerie des Königlichen Kurhauses Bad Elster die neue Ausstellung »Die Hystrix trifft den Walfafisch – Morgenstern lässt grüßen« mit Linolschnitten und colorierten Tuschezeichnungen von Ralph Kunzmann eröffnet. Das wechselnde Ausstellungsprogramm der Kultur- und Festspielstadt ist dabei fester Bestandteil der kulturtouristischen Gästeangebote in den Königlichen Anlagen des Sächsischen Staatsbades.

Im März jährt sich der Todestag von Christian Morgenstern zum 110. Male. Anlässlich dieses Ereignisses präsentiert der Plauener Künstler Ralph Kunzmann Holzschnitte und Radierungen u.a. zu den Gedichten des berühmten Lyrikers. Inspiriert durch Literatur und Naturwissenschaft finden merkwürdige Gestalten ihren bildlichen Ausdruck. Linolschnitte und Zeichnungen zeigen eine Welt von eigenartigen Wesen. Christian Morgensterns Personal rollt und fliegt in Kunzmanns Werken durch eine Welt der Bilder. Er selbst beschreibt seine Kunst ganz im Sinne Paul Klees, als „Spaziergänge mit dem Stift“. „Seine Arbeiten wirken wir oftmals wie ein Mosaik der Assoziationen“ erklärt Ute Gallert als Ausstellungsverantwortliche der Chursächsischen Veranstaltungsgesellschaft und fügt hinzu: „Das Ineinandergreifen von Formen, Motiven und teilweise auch Texten ermöglicht dem Betrachtenden in dieser Ausstellung ein Kaleidoskop unterschiedlicher Blickwinkel, die immer wieder neu faszinieren.“

Ralph Kunzmann wurde 1963 in Schmölln bei Altenburg geboren und wuchs in Plauen auf. Er erlernte den Beruf des Elektrikers, machte sein Abitur und ging danach zum Studium der Kunstpädagogik an die Uni Leipzig. 1990 machte er seinen Abschluss als Diplomlehrer für Kunsterziehung und Deutsch und unterrichtet dies aktuell am Lessing-Gymnasium in Plauen. Die neue und sehenswerte Ausstellung kann jetzt bis zum 12. April jeweils Montag bis Freitag von 9.00 bis 17.00 Uhr sowie zu den Veranstaltungen im Königlichen Kurhaus Bad Elster besichtigt werden. Der Eintritt ist frei. 

Infos: www.chursaechsische.de

Foto: Die Hystrix trifft den Walfafisch © Katja Wild


Bad Elster: Grafische Turbulenzen in der KunstWandelhalle

Schau der 37. Leipziger Grafikbörse mit Arbeiten von über 90 KünstlerInnen bis 14. April
Kunstwandelhalle Bad Elster

Die 37. Leipziger Grafikbörse zeigt sich in Turbulenzen: Zu diesem Thema präsentieren rund 90 Künstlerinnen und Künstler grafische Arbeiten, die das Thema vielfältig interpretieren. Dabei werden gesellschaftliche Themen wie Wetter, Klima, Politik oder Wirtschaft, aber auch private, zwischenmenschliche oder gedankliche Turbulenzen künstlerisch ausgestaltet. Die Ausstellung zeigt so in Bad Elster die Vielfalt zeitgenössischen druckgrafischen Schaffens anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der renommierten Leipziger Grafikbörse. Dabei bedienen sich die Künstlerinnen und Künstler verschiedener druckgrafischer Techniken und experimentieren auch mit Mischformen. Neben Künstlerinnen und Künstlern aus Mitteldeutschland wie z.B. Stephanie Marx, Nadine Respondek und Ulrich Hachulla sind auch Arbeiten von Gästen wie Karin Brosa (Essen), Pablo Flaiszman (Paris) oder Olesya Dzhurayeva (Kiew) vertreten. Die Ausstellung zeigt somit in Bad Elster die Vielfalt des zeitgenössischen druckgrafischen Schaffens in Mitteldeutschland, und ist darüber hinaus ein Beitrag zum Erhalt des Immateriellen Kulturerbes Drucktechnik. Der Verein Leipziger Grafikbörse versteht sich als Zusammenschluss von bildenden Künstlern wie von Freunden, Förderern und Sammlern druckgrafischer Kunstwerke, denen die Förderung und Publizierung der zeitgenössischen Druckgrafik ein Anliegen ist.

Zu sehen bis zum 14. April jeweils von Mittwoch bis Sonntag von 14.00 bis 17.30 Uhr sowie an den Wochenenden zusätzlich von 09.30 Uhr bis 12.00 Uhr sowie zu den Veranstaltungen in der KunstWandelhalle Bad Elster inmitten der Königlichen Anlagen besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.

Foto: Katja Wild


„Xenanien“ als Traum-Phantasiewesen

Sonderausstellung bis Mitte April mit Arbeiten von Thomas Heinicke im Schloss Waldenburg
Thomas Heinicke Ausstellung Waldenburg

Das Schloss Waldenburg freut sich, die dritte Gastausstellung von Thomas Heinicke (Künstler und Restaurator) zeigen zu können. Diese faszinierende Sonderausstellung unter dem Titel „Xenanien“ - Magie der Stoffe und Körper - Traumwesen mit Antlitz und Charakter - präsentiert eine beeindruckende Sammlung von lebhaft großen Gemälden, welche die Grenzen der Vorstellungskraft herausfordern.

Die Ausstellung bietet Besuchern die Gelegenheit, die einzigartigen Werke von Thomas Heinicke zu bewundern. Neben den Ausstellungsräumen im Souterrain des Schlosses werden in diesem Jahr auch ausgewählte Stücke in der Treppenhalle und im eindrucksvollen Gelben Saal präsentiert. Diese besondere Platzierung der Kunstwerke verspricht ein visuelles Erlebnis, das die Besucher in eine Welt der Fantasie und des Staunens entführen. 

„Xenanien“ als Traum-Phantasiewesen – Mischwesen mit schützender, schillernder Hülle als Verkleidung, verstecken dahinter ihre Wünsche und Ängste, doch auch ihren Konsumzwang sowie die inneren und äußeren Verletzungen. Das geheimnisvoll Weibliche wird durch die Anonymität der Dargestellten verstärkt, unterschiedlich gefaltete Stoffe und Formen lassen die Charaktere erahnen. Die vordergründige und doch anonymisierte Hülle zwingt zum Nachdenken über Sinn, Sein und Schein.

Als Kontrast zu den teils verhüllten Figuren stehen die unverhüllten, lebensgroßen, zeitlosen Figurinen, jedoch mit den gleichen, geheimnisvollen Charakteren. Unterschiedlichste Phantasiewesen zeigen individuelle Züge, aber auch allgemeingültige Eigenschaften, Gesten und Anmutungen. Phantastisches vermischt sich mit Realem als Reise durch die Zeiten mit Lasten und Freuden, Einsamkeit und heiterem Sinn.

Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag 10 - 16 Uhr | Samstag/Sonntag/Feiertag 11 – 17 Uhr, Schloss Waldenburg, Peniger Straße 10, 08396 Waldenburg

Abbildung: Melancholie mit Perlenohrring - 2022- (c) Thomas Heinicke


Bad Köstritz: Doppelausstellung mit Werken von Helmut Janka

In der Galerie "gucke" bis zum 22. April
Bad Köstritz Ausstellung Janka

Zum 115. Geburtstag und 45. Todestag von Helmut Janka (1909 – 1979) ist derzeit eine Doppelausstellung in der Kleinen Galerie Gucke und der Schütz-Haus-Galerie zu sehen. Viele Leihgeber trennen sich für gut drei Monate von ihren Bildern. Durch die Aufrufe in den Zeitungen sind etliche, bislang unbekannte Bilder, hinzugekommen. Es ist wohl eine der umfangreichsten Ausstellungen mit Arbeiten von Helmut Janka überhaupt! Beteiligt ist auch die Fotografie-Gruppe der Kunstschule Gera, die Plätze aufsuchte, an denen Helmut Janka seinen Impressionen an der Weißen Elster gemalt hat. Kein einfaches Unterfangen! Hat sich doch an der Weißen Elster so viel verändert!

Fotos: Andreas Hartmann, Stadtverwaltung Bad Köstritz


Gotha: Tierisch modern!?

Herzogliches Museum widmet sich Tierfiguren und Gefäßen aus Gothaer Porzellan / Zu sehen bis 21. April
Ausstellung Gotha

Asiatischer Elefant, Hauskatze oder Gimpel? In der Loggia des Herzoglichen Museums tummelt sich seit heute ein porzellanener Zoo. Die kleine Präsentation zeigt Objekte aus der Gothaer Porzellanmanufaktur Pfeffer, welche im Jahr 1892 begründet wurde und bis 1942 bestand. Ihre nach Art der Königlichen Porzellanmanufaktur Kopenhagen gestalteten Tierfiguren machten das Gothaer Unternehmen auch im Ausland bekannt. Die Produktpalette von Pfeffer umfasste Tierfiguren, Vasen, Jardinieren, Bonbonnieren und andere Zierporzellane im jeweils modernen Geschmack.

Die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha ist bemüht, ihre Sammlung von Pfeffer-Porzellanen zu erweitern, um die Produktpalette dieser Gothaer Manufaktur möglichst umfassend zu dokumentieren und für nachfolgende Generationen zu bewahren. Mit der Präsentation „Tierisch modern!? Tierfiguren und Gefäße der Porzellanmanufaktur Pfeffer Gotha“ sagt die Stiftung „Danke!“ für die jüngsten Schenkungen seit 2017 und zeigt die Neuzugänge, ergänzt durch ausgewählte Figuren und Gefäße aus älterem Sammlungsbestand. Vor allem der Freundeskreis Kunstsammlungen Schloss Friedenstein Gotha e.V. hat die Sammlung durch seine Unterstützung maßgeblich erweitert. Die Wissenschaftliche Mitarbeiterin Agnes Strehlau hat die Präsentation kuratiert.

Im Fokus der Präsentation stehen einerseits Darstellungen von Vögeln und Säugetieren, bei denen die Texturen von Federn und Fell gekonnt durch dezent-naturalistische Farbgebung auf die Glätte des glasierten Porzellans übertragen wurden. Auch Fantasiegeschöpfe sowie stilisierte menschliche Figuren sind zu finden. Andererseits wird besonders an den kleinen Vasen und anderen Ziergefäßen in einfachen Formen und mit dekorativer Malerei deutlich, wie die Firma Pfeffer, ohne zur Avantgarde zu gehören, die stilistischen Trends mitmachte – vom Jugendstil um 1900 bis zum „Zackenstil“ (eine Variante des Art Déco) der Zwischenkriegszeit. Weitere Besonderheiten sind die Notgeld-Münzen, die von der Stadt Gotha im Jahr 1920 bei der Firma Pfeffer in Auftrag gegeben wurden, jedoch aufgrund minderer Qualität nicht lange im Umlauf waren.

Die Gothaer Porzellanmanufaktur Pfeffer wurde im Jahr 1892 mit der Übernahme der vormaligen Porzellanwarenfabrik Heinrich Graeser in der Breiten Gasse 7 durch Fritz Pfeffer (1857 – 1922) begründet. In der angrenzenden Brauhausstraße 11 entstand später ein Fabrikneubau. Pfeffer war regelmäßig auf den Leipziger Messen vertreten und besaß ein ständiges Musterlager in Berlin. In Folge der Weltwirtschaftskrise musste das seit 1922 von Max Pfeffer, dem Sohn des Firmengründers, als GmbH geführte Unternehmen 1934 jedoch Konkurs anmelden. Noch im selben Jahr erfolgte durch die Schwiegertochter Ilse Pfeffer geb. Salzmann die Neugründung des Unternehmens, das jedoch nur bis 1942 bestand.

Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt.

Foto: Asiatischer Elefant (Foto: Agnes Strehlau)


Rudolstadt: Thüringer Porzellane der ahlers collection

typisch. höfisch. göttlich. köstlich. - Zu sehen bis 28. April im Residenzschloss Heidecksburg
Porzellan Ausstellung Rudolstadt Heidecksburg

Seit 2016 befindet sich eine beachtliche Sammlung an Thüringer Porzellanen des 18. Jahrhunderts der ahlers collection als Dauerleihgabe im Residenzschloss Heidecksburg. Die Sammlung besteht aus 360 Positionen an fein bemaltem Geschirrporzellan sowie herausragenden Figurenschätzen aus Volkstedt, Closter Veilsdorf, Limbach und Wallendorf. Gegenwärtig bereichern bereits einige Objekte die Dauerausstellungen im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg.

Die Sammlung ist auf die langjährige Leidenschaft für Kunst von Jan A. Ahlers zurückzuführen. Die Unternehmensgruppe Ahlers fördert Kunst- und Kulturprojekte als Teil ihrer Unternehmensphilosophie. Ahlers, familiengeführt in dritter Generation, ist ein großer europäischer Hersteller für Männer-Mode und geht zurück auf eine im Jahre 1919 von Adolf Ahlers im friesischen Jever gegründete Tuch-Großhandlung. In der Sonderausstellung 2023 soll diese Sammlung an Thüringer Porzellanen des 18. Jahrhundert erstmals umfassend öffentlich präsentiert werden. Dabei richtet sich der Fokus auf Thüringer Kunst- und Kulturgeschichte, auf Esskultur ebenso wie auf die Vermittlung von Bewusstsein und Wertschätzung für Manufakturarbeit.


Jena: Talare – zwischen Muff und Autonomie

Porträtfotografie-Ausstellung bis 30. April in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (Bibliotheksplatz 2)
Jena Ausstellung Talare

Jena (Uni/abu) Talare sind als Amtskleidung aus Kirche, Gerichten und Universitäten bekannt und als Zeichen von Machtausübung nicht selten umstritten. Die 68er-Bewegung skandierte in Westdeutschland „Unter den Talaren – Muff von tausend Jahren“ und lehnte die traditionellen Gewänder der Professoren als Sinnbilder für die fehlende Aufarbeitung der NS-Geschichte und für erstarrte Gesellschaftsverhältnisse ab. Fast zeitgleich, aber unter anderen politischen Vorzeichen, wurde das Ritual des Talar-Tragens in der DDR weitgehend aufgegeben. In Folge der dritten Hochschulreform, mit der die SED die alten Strukturen an den Universitäten beseitigte, wurde das Tragen der akademischen Kleidung auch hier unüblich.

Nach der Wende tauchten die Talare im Osten der wiedervereinigten Republik aber rasch wieder an den Universitäten auf – auch an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Hier wurden und werden sie als Zeichen der Autonomie und Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre bei Festveranstaltungen getragen. Doch nicht jeder Professor oder jede Professorin kann sich mit diesem Kleidungsstück anfreunden. Diesen Zwiespalt und viele weitere Fragen beleuchtet die neue Sonderausstellung „Hat das Zukunft oder kann das weg? Zur Jenaer Talartradition“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Die Porträtfotografie-Ausstellung ist bis 30. April in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (Bibliotheksplatz 2) zu sehen.

Das Verhältnis von Tradition und Moderne

Die Fotografin Carlotta Wegener hat Professorinnen und Professoren der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Talar tragen, im Ornat fotografiert. Wegeners Fotografien thematisieren das Verhältnis von Tradition und Moderne, die kommunikative Funktion von Kleidung und Aspekte des universitären Alltags. Carlotta Wegener studiert an der Bauhaus-Universität in Weimar visuelle Kommunikation sowie an der Universität für angewandte Kunst in Wien Fotografie. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen den Genres Porträt-, künstlerischer Dokumentar- und Modefotografie.

Studentische Interviews zum Talar-Tragen

Neben ihren großformatigen Porträts werden in der Ausstellung Interviews mit den Porträtierten ausliegen, die Studierende der Jenaer Universität geführt haben. Darin lassen sich die persönlichen Gedanken und Positionen zum Ritual des Talar-Tragens nachlesen. Und auch das Publikum kann seine Meinung zum Thema abgeben.

Konzipiert und realisiert wurde die Ausstellung im Rahmen eines zweisemestrigen Praxismoduls, das am Seminar für Volkskunde/Kulturgeschichte und in Kooperation mit der Kustodie (Kunstsammlung) der Friedrich-Schiller-Universität Jena angeboten wurde. Die Fotoschau wurde von der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek sowie der Bauhaus-Universität Weimar unterstützt und von der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie ihrer Gesellschaft der Freunde und Förderer gefördert.

Öffnungszeiten der Ausstellung: Mo-Fr 8-22 Uhr, Sa 10-20 Uhr, So 10-19 Uhr


Der Mann unter der 1000-jährigen Eiche

Sonderschau im Museum Burg Posterstein bis 4. August
1000jährige Eiche Nöbdenitz

Ausgehend von der einzigartigen Nöbdenitzer Eiche (Foto: Frank Leo), die Kulturdenkmal und Naturdenkmal gleichermaßen ist, stellt die Sonderausstellung beeindruckende Uralteichen aus ganz Europa vor. Die Ausstellung nimmt ihren Ausgangspunkt im nahe Posterstein gelegenen Ort Nöbdenitz, stellt dann aber mächtige und alte Eichen aus ganz Europa vor. Ganz unterschiedlich gehen Menschen mit diesen Bäumen um, aber fast überall begegnet man ihnen mit Ehrfurcht und Faszination.

Die Sonderschau „Der Mann unter der 1000-jährigen Eiche – Über den Umgang mit faszinierenden Baumdenkmalen“ ist Teil des „Thümmel-Jahres 2024“ im Altenburger, das an den Sachsen-Gotha-Altenburgischen Minister Hans Wilhelm von Thümmel (1744–1824) erinnert. Seine Grabstätte befindet sich in den Wurzeln der 1000-jährigen Eiche von Nöbdenitz.

Egal, ob sie nun 1000 Jahre alt ist oder noch nicht ganz, die Nöbdenitzer Eiche, mit dem Grab eines Ministers in den Wurzeln, ist einzigartig. - Darüber hinaus geht es um die Frage: Was braucht es, damit Bäume heute noch so alt werden können? Eine Bildergalerie erzählt die Geschichten von 39 beeindruckenden Eichen aus ganz Europa – darunter Frankreich, England, Dänemark, Schweden, Polen und Tschechien. Dafür stellten dem Museum über 40 engagierte Baum-Liebhaber Fotos und Informationen zur Verfügung, darunter Forstwissenschaftler, Künstler, Vereine, Museumskollegen, Touristiker und Fotografen.

Darüber hinaus geht es um die Eiche als Naturdenkmal und als Lebensraum. Welche Eichen im Landkreis Altenburger Land haben das Potential dazu, so alt zu werden, wenn wir ihnen den Raum dafür lassen? Manche der vorgestellten Eichen sind Kultur- und Naturdenkmal in einem. Genauso ist es bei der Nöbdenitzer Eiche, aber auch bei der zu einer Kapelle umgebauten Eiche im französischen Allouville, der Körnereiche im tschechischen Karlsbad oder der Chrobry-Eiche im polnischen Piotrowice, deren Eicheln der Papst segnete. Die Eichengeschichten sind vielfältig. Die Ausstellung ist Teil des Thümmel-Jahres im Altenburger Land, das die Person und das Wirken des bedeutenden Staatsmannes Hans Wilhelm von Thümmel ein ganzes Jahr lang mit Veranstaltungen und Ausstellungen in den Mittelpunkt stellt. Mehr Informationen zu Thümmel gibt es in der Dauerausstellung des Museums, im Blog des Museums und im Podcast „LeseZEIT auf Burg Posterstein“.

Auf Grund der Internationalität der Eichen und der Kooperationspartner ist die Ausstellung zweisprachig, auf Deutsch und Englisch. Zur Ausstellung erscheint eine aktualisierte Neuauflage der vergriffenen Thümmel-Biografie von 2016. Die Sonderschau begleitet eine digitale Ausstellung: 

Faszinierende Baumdenkmale - Museum Burg Posterstein (burg-posterstein.de)


Chemnitz leuchtet

Bis 5. Mai widmet das Industriemuseum Chemnitz seiner umfangreichen Sammlung historischer Leuchtwerbung erstmals eine Sonderausstellung.
Chemnitz leuchtet Ausstellung Industriemuseum Chemnitz

Unter dem Thema "Chemnitz leuchtet" rückt die Ausstellung Leuchtschriften und –motive in den Fokus, die das Stadtbild von Karl-Marx-Stadt und Chemnitz in den 1960er bis 2000er Jahren prägten. Parallel dazu wird die Geschichte der Elektrifizierung von Chemnitz erzählt. Die Ausstellung regt an, über die Bedeutung des künstlichen Lichts im öffentlichen Raum nachzudenken und sich mit Fragen des Energieverbrauches, der Licht- und Energiequellen, der Endlichkeit von Ressourcen und der Lichtverschmutzung auseinanderzusetzen.

Freundlich unterstützt wird die Ausstellung von eins energie in sachsen, eins energie in sachsen ist Eigentümerin der Stadtbeleuchtung in Chemnitz und betreibt 25.000 elektrische Leuchten mit mehr als 34.000 Leuchtmitteln im Auftrag der Stadt. Mit dem 302 Meter hohen bunten Schornstein am Heizkraftwerk strahlt seit November 2017 das vermutlich höchste Kunstwerk der Welt in den Abend- und Nachtstunden mit insgesamt 168 LED-Leuchten weit über die Stadtgrenzen hinaus. Ein interaktives Modell dieses Schornsteins ist Teil der Ausstellung.

Die Ausstellung wird von einem Rahmenprogramm mit Vorträgen, Führungen und Angeboten für Kinder, Familien und Schulgruppen begleitet.

Gleichzeitig lädt das Industriemuseum die Bevölkerung ein, sich mit Bildern und Erinnerungsfotos zu elektrischem Licht in Chemnitz, von der historischen Straßenlaterne bis zur modernen LED-Leuchtschrift, an der Ausstellung zu beteiligen. Mit dem Aufruf "Zeigt uns Euer leuchtendes Chemnitz!" wendet sich das Industriemuseum Chemnitz an alle, die Fotoschätze vom leuchtenden Karl-Marx-Stadt oder Chemnitz besitzen. Die Fotos werden während der Laufzeit Teil der Schau.

Geöffnet: Di - Fr: 9 bis 17 Uhr | Sa, So, Feiertag: 10 bis 17 Uhr 

Foto: Leuchtreklame Weinmännchen - erster Beleuchtungsversuch im Rahmen des Ausstellungsaufbaus / Fotografin: Jenny Boldt, Industriemuseum Chemnitz, Archiv


Der Jahrhundert-Schatz vom Henneberg in Thüringen

Kabinettausstellung im Museum für Naturkunde Gera bis 19. Mai
Museum für Naturkunde Gera

Bis zum 19. Mai präsentiert das Museum für Naturkunde Gera die Kabinettausstellung „Der Jahrhundert-Schatz vom Henneberg in Thüringen“. Ein aufsehenerregender Mineralienfund aus dem unter Mineraliensammlern populären Steinbruch Henneberg bei Wurzbach in Thüringen wird mit 25 Mineralstufen erstmals so umfangreich in der Öffentlichkeit präsentiert.

Entdeckt wurde der „Schatz“ vom begeisterten Mineraliensammler Karl-Heinz Jankowski (1947-2021), der beim Besuch des Steinbruchs am 30. Oktober 1994 das seltene Glück hatte, eine reichlich 70 bis 80 cm große Kristalldruse entdecken und öffnen zu können. Die Mineralien, die er mit seinen Händen aus dem Hohlraum nehmen konnte, sind spektakulär. Nach dem Öffnen der Kristalldruse konnte Karl-Heinz Jankowski die meisten Mineralienstufen sogar ohne weiteren Aufwand entnehmen, weil sich diese im Laufe ihrer Existenz von der Drusen-Innenseite gelöst hatten und nur locker darin lagen. Die Mineralienstufen, die im Oktober 1994 „das Licht der Welt erblickten“, gehören hinsichtlich ihrer Größe und Qualität zu den besten Stücken, die jemals im Steinbruch Henneberg gefunden wurden. Mit Fug und Recht können sie darüber hinaus zu den Höhepunkten der Mineralienfunde ganz Thüringens gerechnet werden.

Die in der Druse gefundenen Mineralien umfassen Rauchquarz, Baryt, Orthoklas, Albit, Fluorit, Fluorapatit und Hämatit. Die Rauchquarze sind oft hochglänzend, teilweise transparent und bilden bis zu 20 cm große, „artischockenartig“ geformte Kristalle. Zum Teil handelt es sich um ringsum kristallisierte „Schwimmer-Kristalle“. Etwa bis zu 10 cm Größe erreichen die Orthoklase, die auch als Manebacher Zwillinge vorkommen. Fluorit kam zwar nur wenig in der Druse vor, die vorhandenen Kristalle sind jedoch lila-violett und bilden Oktaeder. Die dunkelgrünen Fluorapatite erreichen bis zu 1 cm Größe. Der Berufs-Chemiker Karl-Heinz Jankowski hatte den Steinbruch Henneberg sehr oft besucht und auch bereits bei anderen Exkursionen interessante Mineralstufen geborgen.

Der Steinbruch Henneberg ist nach wie vor ein aktiver Steinbruch, in dem hochwertiger Granit abgebaut wird. In der Region des Thüringer Schiefergebirges ist der Henneberg-Granit der einzige abbaubare Granit mit besten baustofftechnischen Eigenschaften. Die Granitwerk Fischer GmbH & Co. KG ist der Betreiber des Steinbruchs. Fast 100 verschiedene Mineralarten sind aus dem Steinbruch insgesamt bekannt, darunter auch seltenere Benennungen. Die Mineralvielfalt erzeugt deshalb immer wieder „leuchtende Augen“ bei Mineraliensammlern.

Die Ausstellung im Geraer Museum für Naturkunde wurde insbesondere von Karl-Heinz Jankowskis Lebensgefährtin Marlis Hofmann ermöglicht, die die Sammlungsstücke ihres 2021 verstorbenen Partners zur Verfügung gestellt hat.

Foto: Rauchquarz, Fluorapatit, Albit, Hämatit, 13 x 12 cm (Foto: Matthias Reinhardt)


Elly-Viola Nahmmacher: EWIGKEIT IN HOLZ

Sonderausstellung im Museum im Oberen Schloss Greiz bis 20. Mai
Elly-Viola Nahmmacher: EWIGKEIT IN HOLZ

Elly-Viola Nahmmacher ist eine der bedeutendsten Greizer Künstlerinnen – viele Greizer durften sie als engagierte Künstlerin, verständnisvolles Vorbild, Zuhörerin, Lehrerin, Wegbegleiterin, Freundin erleben. Haus und Garten der Künstlerin war ein Ort der Gastfreundschaft, Offenherzigkeit und Kommunikation, denn der Garten war ihr Freiluftatelier, wo viele Arbeiten entstanden. Das verwendete Holz stammte nicht selten von Bäumen aus dem Greizer Park, die Stürmen zum Opfer gefallen waren und fügten sich mit ihrer individuellen Holzstruktur in die Genese des künstlerischen Schaffensprozesses ein.

Durch die Vielzahl ihrer sakralen Kunstwerke ist sie in zahlreichen Kirchen von Greiz, des Umlandes und im gesamten Bundesgebiet gegenwärtig. Zum Ende des Jubiläumsjahres anlässlich ihres 110. Geburtstages präsentieren die Museen der Schloss- und Residenzstadt Greiz in den Räumlichkeiten der Schlosskirche des Museums im Oberen Schloss eine Sonderausstellung zur Künstlerin. Der Ausstellungsort wurde mit bedacht gewählt, denn einen großen Teil ihres umfangreichen Oevres widmete sie religiös-christlichen Themen - einem Spannungsbogen zwischen Vergänglichkeit und Ewigkeit. Die ausgestellten Kunstwerke bauen eine Brücke in die gelebte und erlebte Vergangenheit der DDR-Realität sowie in die unbestimmbare Zukunft. Ihre Kunst steht für das Ewige und verkörpert eine Hoffnung, deren Kraft jeder Skulptur fühlbar immanent ist. Gerahmt wird die Ausstellung mit Gedichten der literarischen Weggefährten Reiner Kunze und Günther Ullmann. Die ausgestellten Werke stammen aus den musealen Sammlungen der Museen der Schloss- und Residenzstadt Greiz und werden durch einzelne Leihgaben ergänzt.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der große Flügelaltar aus der Evangelisch-lutherischen Filialkirche Greiz Aubachtal, welcher nach der im Juni 2021 durchgeführten Entwidmung der Kirche, nun seinen neuen Standort in der Schlosskirche des Oberen Schlosses gefunden hat. Mit dieser dauerhaften Leihgabe der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland an die Museen der Schloss- und Residenzstadt Greiz wird die Wichtigkeit der gemeinsamen Bewahrung und Pflege des kulturellen Erbes verdeutlicht.


Auftakt für Weimar Contemporary

Klassik Stiftung Weimar startet neue Reihe am 6. Juni mit der Sonderausstellung Olaf Metzel: Deutschstunde

Zum Auftakt der neuen Reihe Weimar Contemporary zeigt die Klassik Stiftung Weimar ab 7. Juni bis 1. November 2024 die Sonderausstellung Olaf Metzel: Deutschstunde in Schloss Belvedere und im Liszt-Haus.

Der Münchner Bildhauer und Objektkünstler hat sich intensiv mit der deutschen Geschichte, ihren Um- und Aufbrüchen auseinandergesetzt. Neben eigens für Weimar entstehenden Arbeiten sowie einer neuen Version von „NSU“ (2013/24) werden in Schloss Belvedere Installationen Metzels zum Aufeinandertreffen von Orient und Okzident wie „Kebap Monument“ (2007) oder „Turkish Delight“ (2006) zu sehen sein. Seine Werke thematisieren politische und soziale Zustände und Befindlichkeiten. Sie bilden ein Angebot, sich mit der eigenen Kultur und Gesellschaft produktiv auseinanderzusetzen. Im Liszt-Haus ermöglichen bisher kaum gezeigte Zeichnungen, Entwurfsskizzen und Modelle einen biografischen Einblick in den Werkprozess des klassisch ausgebildeten Bildhauers.

Mit der Reihe Weimar Contemporary bündelt die Klassik Stiftung Weimar ihre Aktivitäten im Bereich der zeitgenössischen Kunst und rückt sie verstärkt in den Fokus. Weimar Contemporary findet an jährlich wechselnden Orten statt.


Vier Frauen. Vier Lebensläufe. Fotografieren in der DDR

Zu sehen bis 9. Juni, Chemnitz, Kunstsammlungen am Theaterplatz
Kunstsammlungen Chemnitz

Die Ausstellung präsentiert Arbeiten der vier Fotografinnen Christine Stephan-Brosch, Evelyn Krull, Gerdi Sippel und May Voigt. Die Hauptakteurinnen der Ausstellung sind verknüpft durch das Leben in der DDR und ihre Arbeit als Fotografinnen. Die Schau präsentiert dabei Werke, die bis zur politischen Wende 1989 entstanden sind, und zeigt die unterschiedlichen Perspektiven auf die gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten.

Eng verbunden mit der sächsischen Kulturszene ist Christine Stephan-Brosch, die seit den 1960er Jahren eine Vielzahl an Künstler:innen porträtiert hat. Evelyn Krull überzeugt mit ihrer Sicht auf das Körperliche. Bereits in den 1970er Jahren beginnt sie Akte zu fotografieren. Gerdi Sippel hält mit ihren Fotografien verschiedene Arbeitsprozesse fest. Dunkel gehaltene Momentaufnahmen, in denen das Licht eine entscheidende Rolle spielt, prägen die Arbeiten von May Voigt. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog im Sandstein Verlag.

Abbildung: Evelyn Krull, Körpersprache XVII, 1986 Leihgabe Evelyn Krull © Evelyn Krull

Foto: Kunstsammlungen Chemnitz/Frank Krüger


Zwickau: Nach „Windschnittig?“ kommt „Form vollendet?“!

Sonderausstellung zu Aerodynamik und Fahrzeugdesign bis 30. Juni im August Horch Museum
August Horch Museum Zwickau

Über 20 Großexponate, eine Vielzahl an Modellen, interaktiven Displays und eine Experimentierstation beschreiben Titel und Thema. Dabei verdeutlichen einzigartige und seltene Fahrzeuge die Verbindung von Form und Luftwiderstand in verschiedenen Facetten. Inhalte und Gestaltung der Ausstellung entstanden in enger Zusammenarbeit mit der Agentur ö_konzept.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird in Deutschland die Automobilproduktion langsam wieder aufgenommen. Die Aerodynamik von Fahrzeugen spielt dabei in den ersten Jahren eine untergeordnete Rolle. Vielmehr werden die in den 1930er Jahren oft noch separat angesetzten Kotflügel und Scheinwerfer nun in die Karosserie integriert, die Übergänge zwischen den drei Körpervolumen harmonisch verrundet. Die gesamte Karosserie-Außenhaut wird glattflächiger. Damit entsteht die Pontonform, die zum Credo der 1950er Jahre wird. Bis auf wenige Ausnahmen bleibt die Karosserieentwicklung bis Ende der 1960er Jahre diesem Grundprinzip verhaftet. Auch beim Kleinst- und Kleinwagensegment wird von der Kundschaft meist nur die aerodynamisch schwierige Stufenheckform akzeptiert. Ausnahmen bilden allein die Leichtbaufahrzeuge ehemaliger Luftfahrtingenieure/-konstrukteure mit von Flugzeugen inspirierten stromlinienförmigen Karosserien. Der durchschnittliche Luftwiderstandsbeiwert dieser Karosserieform liegt bei 0,45 – 0,5.

Aerodynamik gewinnt erst durch die Ölkrise in den 1970er Jahren wieder verstärkt an Bedeutung und wird integraler Bestandteil bei der Fahrzeugentwicklung. Als ein effizientes Mittel zur Verbrauchsreduzierung erlangt das Thema Aerodynamik europaweite Aufmerksamkeit auch von Seiten staatlicher Regierungen, die zum Teil Forschungsprogramme finanzieren. Zahlreiche Fahrzeughersteller wie BMW, Mercedes-Benz und VW bauen in diesen Jahren eigene Windkanalzentren. Auch in der früheren Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wird auf dem Gebiet der Aerodynamik intensiv geforscht. Allerdings gelingt die Umsetzung in moderne Fahrzeuge aufgrund der vorhandenen wirtschaftlichen Probleme nicht.

Parallel dazu sorgen atemberaubende Konzeptfahrzeuge von bekannten Designbüros wie etwa Pininfarina, Bertone oder Italdesign / Giugiaro dafür, dass die Keilform zur bestimmenden Automode der 1970er und 1980er Jahre wird. Dabei ist die Keilform auch aerodynamisch effektiv, indem sie mit flacher Front und hohem Heck wie ein Spoiler Anpressdruck zwischen Fahrzeug und Straße erzeugt. Dies ist vor allem im Motorsport von großer Bedeutung, besteht eine Rennstrecke doch nicht nur aus langen Geraden, sondern auch aus engen und zum Teil schnellen Kurven.

Im Rahmen der gegenwärtigen Transformation zur Elektromobilität übernimmt die Reduzierung des Luftwiderstandes erneut eine wichtige Rolle bei der Fahrzeugentwicklung. Im Vordergrund steht die Einsparung von Antriebsenergie.

www.horch-museum.de

Foto: CITROËN CX, 1975


Jena: Caesar, Kleopatra und Co im Porträt

Bis 12. Juli: Sonderschau im Institut für Altertumswissenschaften (Fürstengraben 25) der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Ausstellung Jena Institut für Altertumswissenschaften

Jena (Uni/sl) Wie sahen die römischen Kaiser aus? Welche Frisuren trugen die Kaiserinnen? Wie wurden griechische Dichter und Denker dargestellt? Antworten auf diese und viele weitere Fragen finden Besucherinnen und Besucher der Ausstellung „Hall of Fame. Antike Porträts im Fokus“, die bis zum 12. Juli im Institut für Altertumswissenschaften (Fürstengraben 25) der Friedrich-Schiller-Universität Jena gezeigt wird. „Wir zeichnen exemplarisch die Entwicklung des antiken Porträts nach und zeigen eine Auswahl von griechischen Bildnissen bis hin zu Kaiserporträts aus dem 3. Jahrhundert nach Christus“, sagt Dr. Anne Gürlach, die als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Klassische Archäologie die Ausstellung kuratiert. Die Idee und das Konzept entstanden gemeinsam mit Studierenden in einer Lehrveranstaltung. 

Keine Frauenporträts in den Jenaer Antikensammlungen 

„Die Erfindung des rundplastischen Porträts zur Darstellung von historischen Personen ist eine der großen Errungenschaften der griechischen Kunst“, sagt Dr. Anne Gürlach. Nachdem die Bronzestatuen archaischer und klassischer Zeit vorrangig Gottheiten darstellten, wurden erst seit dem 5. Jahrhundert vor Christus berühmte historische Persönlichkeiten in Marmor gezeigt. Die Römer kopierten diese Vorbilder vielfach und entwickelten die Porträtkunst intensiv weiter zur Darstellung eigener Zeitgenossen – nun nicht immer in Form von vollformatigen Statuen, sondern als rundplastische Köpfe und Büsten. In der neuen Ausstellung des Lehrstuhls für Klassische Archäologie werden vorwiegend Gipsabgüsse von diesen antiken Porträts gezeigt, die Stücke stammen aus den Sammlungsbeständen der Jenaer Universität, ergänzt um Leihgaben der Universität Leipzig. „Kurioserweise befinden sich in der Jenaer Sammlung keine historischen Porträts von Frauen“, sagt Anne Gürlach. Die Gipsabgüsse antiker Plastik kamen im 19. Jahrhundert in Europa groß in Mode – als viele der griechischen Originale und deren römische Kopien bereits über viele Museen verstreut waren. „Zu den einzelnen Exponaten gibt es spannende Geschichten zu erzählen“, sagt Anne Gürlach. Für die Gäste der Ausstellung stehen für ergänzende Informationen Tablets oder Audioguides bereit, deren Texte zu den einzelnen Objekten Studierende des begleitenden Proseminars eingesprochen haben. So erfahren Besucherinnen und Besucher Wissenswertes über die Entstehung der Porträts, über deren Rezeptionsgeschichte und natürlich über die dargestellten Personen.

Die Zuweisung der Porträts ist nicht immer einfach

Als „Hall of Fame“ sind in der Ausstellung große Namen der Antike versammelt, darunter Homer und Sappho, Perikles und Caesar ebenso wie Augustus und Kleopatra. „Inwieweit es sich tatsächlich um eine realistische Darstellung der jeweiligen Person handelt oder die Zuschreibung korrekt erfolgte, ist nicht immer sicher“, sagt Anne Gürlach. Während die Benennung mancher Bildnisse – wie etwa von Alexander dem Großen bzw. den römischen Kaisern – entweder über die zeitgenössische Münzprägung oder über Namensbeischriften gesichert ist, bleibt sie für andere Bildnisse auch noch nach Jahren der Forschung unsicher. In der Ausstellung sind die antiken Porträts thematisch und zeitlich gruppiert und werden um originale Alltagsgegenstände aus dem Leben der Porträtierten ergänzt; Karten und ein Zeitstrahl erleichtern dem Besucher die Orientierung in der „Hall of Fame“.

Unter dem Motto »Vom Feld ins Netz – Antike DIGital erleben« werden begleitend zur neuen Sonderausstellung aktuelle und abgeschlossene Forschungs- und Bildungsprojekte des Jenaer Lehrstuhls für Klassische Archäologie präsentiert: 3D-Modelle, Orthofotografien, digitale Ausstellungen, Audioguides und ein Podcast vermitteln beispielhaft Themen und Inhalte des Faches. 

Geöffnet ist donnerstags 12 bis 14 Uhr, freitags und samstags 13 bis 17 Uhr. Jeden Samstag von 15 bis 16 Uhr gibt es Themenführungen durch die Ausstellung. Der Eintritt ist kostenfrei, weitere Führungstermine für Gruppen können vereinbart werden: https://www.gw.uni-jena.de/klass-arch-sammlungen-fuehrunganfrage.

Foto: Die Kuratorin der neuen Sonderausstellung an der Universität Jena, Dr. Anne Gürlach, platziert den Gipsabguss eines Porträts der römischen Kaiserin Julia Domna. (Foto: Jens Meyer/Universität Jena)

 


Gera: Früher Sammler, heute Nerd

Naturkundemuseum zeigt Sonderschau zum naturkundlichen Sammeln im Wandel der Zeit / Zu sehen bis 11. August
Gera Museum für Naturkunde Ausstellung

Das Museum für Naturkunde in Gera präsentiert mit „Früher Sammler, heute Nerd“ eine neue Sonderausstellung. Dabei geht es um das Sammeln an sich, denn die Menschen begannen ihre historische Existenz als Jäger und Sammler. Das Auflesen von Nahrung oder Materialien für die Werkzeugherstellung war überlebenswichtig. Doch schon in der Steinzeit ging das Sammeln von Rohstoffen und Ideen über die primäre Versorgung hinaus, wie man anhand früher Schatzkammern, gefüllt mit steinernen Venus-Figurinen, erkennen kann. Psychologen sprechen von einem der Individualentwicklung aller Menschen eigenen Bedürfnis. Sammeln bedeutet Abstrahieren, Ordnen, Begreifen. Das Systematisieren vorgefundener Objekte schafft Übersicht in der Vielfalt und trägt zum Verständnis der uns umgebenden Lebenswelt bei.

Die Ausstellung widmet sich dem Sammeln und Bewahren naturwissenschaftlicher Objekte früher und heute. Welche Motivation stand hinter den Sammlern, in welcher Art und Weise entstanden ihre Kollektionen? Anhand von Sammlungen des Hauses wird deutlich, dass sie die Grundlage für Erkenntnisse der natur- und erdgeschichtlichen Vielfalt der Region und darüber hinaus lieferten. Ihre Pflege, Erweiterung und forschende Nutzung ist im Angesicht des weltweiten Artensterbens wichtiger denn je. Die Sammler von gestern finden ihre Nachfolger in den Nerds von morgen.

Neugierige erwartet im historischen Barockzimmer eine breite Palette von Mineralen, Gesteinen und Fossilien im Kontext der Biografien ihrer Sammler – von Bürgern Geras aus der Goethe-Zeit bis hin zu aktuellen Methoden der Präparation und Restauration. Im Foyer verweisen Paradiesvögel und Großwild-Trophäen aus der deutschen Kolonialgeschichte auf den Raubbau an der Natur aus Prestigegründen. Historische Insekten-, Pflanzen- und Pilzsammlungen können mit ihren modernen, wissenschaftlich geführten Pendants verglichen werden, indem die dahinterliegende Motivation, die verwendeten Mittel und Methoden sowie deren Ergebnisse präsentiert werden. Ein kleiner Exkurs zeigt den individuellen Werdegang vom Kastaniensammeln in der Kindheit über klassische Fehler und Irrtümer der ersten Amateursammlung bis hin zur Professionalisierung. Es werden großformatige FAQs, also häufig gestellte Fragen, zu Sinn und Nutzen privaten und wissenschaftlichen Sammelns in der heutigen Gesellschaft beantwortet und so mehr Mut zur „Nerdiness“ im positivsten Sinne gemacht.

Die Mitarbeiter des Museums für Naturkunde haben die Ausstellung in Handarbeit aus größtenteils eigenen Magazinbeständen gestaltet und mit umfangreichen Hintergrundwissen aus Historie und Gegenwart ergänzt.

Zu sehen bis zum 11. August, jeweils dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr 

Zum Foto: Der Rote Paradiesvogel Paradisaea rubra aus Neuguinea wurde im 19. Jahrhundert als Kolonialware intensiv gesammelt, um daraus Hutschmuck zu fertigen.


Gera: Glas-Kunst und Blumenbilder im Haus Schulenburg

Sonderausstellung im Henry van de Velde Museum bis 30. September
Ausstellung Haus Schulenburg Gera

Das Henry van de Velde Museum Haus Schulenburg in Gera würdigt die Aufnahme der manuellen Glasfertigung in das Kulturerbe der Menschheit durch die UNESCO mit der Ausstellung Glas-Kunst und Blumenbilder. 

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen wertvolle Gläser des Historismus, des Jugendstils und des Art Deco, die den Besucher auf eine farbenfrohe Reise von 1850 bis 1940 entführen. Die gläsernen Kunstwerke stammen aus großen privaten Sammlungen – großer Dank an die Leihgeber. Sie sind sonst im Grassi-Museum Leipzig, im Bröhan-Museum Berlin oder im Driehaus-Museum Chicago zu sehen. Einen schönen Kontrast zu den leuchtenden Gläsern bilden Blumenbilder des englischen Arts and Crafts Künstlers Walter Crane und ausgewählter Künstler des 20. Jahrhunderts: Curt Hermann, deutscher Neoimpressionist, Georg Muche, seinerzeit jüngster Bauhausmeister, Otto Herbig aus dem Umfeld der Brückemaler, Hilde Linzen-Gebhardt und Frida von Düring (Weimar), Albinmüller (Künstlerkolonie Darmstadt), Dora Koch-Stetter (Ahrenshoop), Hans Rudolph (Gera).

Die traditionelle Glasfertigung gehört zum Kulturerbe der Menschheit

Anlass für die bemerkenswerte Ausstellung ist die Aufnahme der traditionellen manuellen Glasfertigung in Finnland, Frankreich, Spanien, Tschechien, Ungarn und Deutschland in die UNESCO-Welterbeliste am 6. Dezember 2023. Die Glashütte Lamberts in Waldsassen gehört zu den Initiatoren dieser Anerkennung, Lamberts ist eine von zwei Firmen weltweit, die noch mundgeblasenes Flachglas herstellen. Dieses Glas ziert die beleuchteten Zifferblätter des Big Ben in London, die Glaskunst des Rockefeller-Centers in New York, die Fenster der Dresdner Frauenkirche und das opaleszierende Oberlicht des Hauses Schulenburg.

Protagonisten der Glasgestaltung

Die Glaskunst nach 1900 erhielt enorme Impulse durch technische Innovationen bei der Glasherstellung.
Der Pariser Händler japanischer Kunst und Gründer von „Maison d'Art nouveau“ Siegfried Bing brachte Gläser von Louis Comfort Tiffany aus New York mit und hatte das Tiffany-Alleinvertriebsrecht für Europa. In Nancy stellte Emile Galle, der u. a. Zoologie und Botanik studiert hatte, seine prächtigen verschiedenfarbig überfangen, geätzten und geschliffenen Gläser, häufig mit botanisch genauen Pflanzendecoren her. 1901 gründete er mit den Glasherstellern Auguste und Antonin Daum, sowie René Lalique und Gabriel Argy Rousseau die berühmte Ecole de Nancy.
Weitere berühmte Firmen des Glashandwerks waren u. a.: Delatte – Nancy (Frankreich), die Poschingers (Bayern), die Lausitzer Glaswerke – Weißwasser (Sachsen), Loetz Witwe – Klostermühle (Böhmen), die Glasfabrik Fritz Heckert – Petersdorf (Schlesien), WMF – Geislingen (Württemberg).

Neue Prinzipien der künstlerischen Gestaltung um 1900

Unter dem Einfluss der englischen Arts and Crafts-Bewegung, der Avantgarde in Belgien und Frankreich und der wieder entdeckten japanischen Kunst befreite sich die künstlerische Gestaltung von der historisierend-naturalistischen Einengung des 19. Jahrhunderts. Der Gegensatz zwischen „Bildender Kunst“ und „Angewandter Kunst“ löste sich auf. Die freie dekorative Linie, kontrastierende Farben, Materialien und die Orientierung an den Bedürfnissen des modernen Menschen belebten Gebäude, Innenräume und Gegenstände. Die Kunst wurde „von hohem Sockel“ in das alltägliche Leben geholt. Art nouveau (Frankreich) und Jugendstil (Deutschland, Österreich) bereiteten sich innerhalb von 25 Jahren über ganz Europa aus. 1925 zelebrierte Paris die internationale Ausstellung für moderne dekorative Kunst und Kunstgewerbe – Namensgeberin von Art Deco.
Henry van de Velde formulierte in dieser Zeit die Prinzipien der „vernunftgemäßen Gestaltung“, eine Theorie des Designs, welche bis in die „Bauhausära“ und die heutige Moderne Gültigkeit hat.

Öffnungszeiten: Bis 31. März Mo-Fr 10:00-16:00 Uhr, Sa/So und feiertags 14:00-16:30 Uhr /
Ab 1. April Mo-Fr 10:00-17:00 Uhr, Sa/So und feiertags 14:00-17:00 Uhr

Abbildung: Jugendstilgläser Gallé, Daum u. a.

Lutherhaus Eisenach verlängert erfolgreiche Sonderausstellung

Ausstellung zum kirchlichen ‚Entjudungsinstitut‘
Lutherhaus Eisenach verlängert erfolgreiche Sonderausstellung

Die Stiftung Lutherhaus Eisenach verlängert ihre aktuelle Sonderausstellung „Erforschung und Beseitigung. Das kirchliche ‚Entjudungsinstitut‘ 1939–1945“ bis Ende 2024. Die kritische Schau über ein dunkles Kapitel der Kirchengeschichte wurde seit ihrer Eröffnung – trotz aller Einschränkungen durch die Corona-Pandemie – inzwischen von über 24.000 Gästen besucht. Die gleichnamige Begleitpublikation zur Ausstellung erlebte zugleich eine so hohe Nachfrage, dass sie inzwischen in dritter Auflage erschienen ist. Derzeit wird eine unbefristete Verlängerung der Ausstellung geprüft.

„Angesichts der besorgniserregenden Zunahme antisemitischer Ansichten – auch in kirchlichen und akademischen Milieus – scheint unsere Sonderausstellung leider aktueller denn je zu sein“, sagt Museumsdirektor Dr. Jochen Birkenmeier. „Die bösartige Mischung aus Verschwörungsmythen, Judenhass und Pseudo-Wissenschaft zeigt im Falle des sogenannten Entjudungsinstituts beispielhaft, welche Folgen ideologische Verblendung und die Dämonisierung von Minderheiten haben können. In Zeiten wachsender Demokratieverachtung soll unsere Ausstellung deshalb weiterhin der Aufklärung und Mahnung dienen.“

Über die Sonderausstellung „Erforschung und Beseitigung“

Seit 2019 zeigt die Stiftung Lutherhaus Eisenach auf einer Fläche von knapp 120 Quadratmetern die Hintergründe, die Arbeit und die Nachwirkungen des 1939 in Eisenach gegründeten „Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“. Im Rahmen museumspädagogischer Angebote können sich zudem Schüler- und Erwachsenengruppen unter anderem über die Wurzeln des kirchlichen Antisemitismus informieren und darüber diskutieren, wie man in der heutigen Zeit für Toleranz und Dialog einstehen kann. Bei weiteren Workshops können sich die Teilnehmer:innen in dreisprachiger Kalligraphie üben oder die Riten und Symbole des Judentums kennenlernen.

Foto © Stiftung Lutherhaus Eisenach (Sascha Willms)


Leipzig: BEFLÜGELNDES FIEBER. Jugendstil im Grassi

GRASSI Museum für Angewandte Kunst präsentiert bis 6. Oktober rund 350 Objekte namhafter Künstler und Künstlerinnen des Jugendstils
GRASSI Museum für Angewandte Kunst präsentiert ab 4. November rund 350 Objekte namhafter Künstler und Künstlerinnen des Jugendstils.

Vertreten sind Arbeiten unter anderem von Emil Gallé, Henry van der Velde, Peter Behrens und Joseph Maria Olbrich sowie bekannter Firmen und Manufakturen wie Johann Lötz Witwe, WMF, Meissen und KPM. Die Ausstellung umfasst Vasen, Schmuck und Dekor, aber auch Gegenstände des täglichen Lebens wie Geschirr und Besteck.

Eine Vielzahl der ausgestellten Werke stammt aus der Sammlung des Nürnberger Ehepaars Pese, die im Jahr 2020 als Schenkung in das Museum kam. Ergänzt wird die Schau durch Erwerbungen der letzten zwei Jahrzehnte aus dem umfangreichen Bestand des Museums. Bereits seit den späten 1890er Jahren hat das Museum Jugendstil gesammelt. Vor gut einem Jahrhundert war dies ein klares Bekenntnis zur Moderne und eine Abkehr des als verstaubt wahrgenommenen Historismus der Gründerzeit: auch Leipzig hatte das „beflügelnde Fieber“ erfasst.

Der Ausstellungstitel geht auf ein Zitat Robert Musils (1880 – 1942) zurück, der treffend die Zeit der Jahrhundertwende beschreibt, in der sich plötzlich dieses Fieber in ganz Europa ausgebreitet habe und ein Zeitenwandel stattfand. Eine Vielzahl der rund 350 ausgestellten Objekte stammt von dem Ehepaar Pese, dessen Sammlung zunächst als Leihgabe ins GRASSI Museum für Angewandte Kunst gekommen war. Im Oktober 2020 wurde sie dem Haus als Schenkung übereignet. Dr. Claus Peses Leidenschaft für den Jugendstil und den Historismus gründet auf seiner jahrzehntelangen professionellen Auseinandersetzung als Kunsthistoriker mit diesen Epochen. Fast dreißig Jahre war er im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg tätig und bearbeitete dort die schriftlichen Nachlässe aus allen Bereichen der bildenden Kunst. Bereits in seiner Dissertation (1980) beschäftigte er sich mit dem Jugendstil und spezialisierte sich dabei auf Werke, Firmen und Persönlichkeiten dieser Zeit aus seiner Heimatstadt Nürnberg. Seine Sammlung beschränkt sich aber keinesfalls auf diesen regionalen Bezug, sondern erweitert sich auf Werke aus ganz Deutschland, Frankreich, Tschechien usw. Im Jahr 2007 erschien eine umfassende Publikation zu diesem Thema. Daneben folgten weitere Publikationen, Vorträge und Essays zu den verschiedensten Bereichen der Epoche. Die Ästhetik der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dessen kulturelle Phänomene wie Künstlerkolonien und die verschiedenen, teilweise gegensätzlichen Bewegungen dieser Zeit faszinierten ihn sehr und führten dazu, dass er sich auch privat mit jenen Objekten umgeben wollte. Seine gemeinsam mit seiner Frau Maria aufgebaute Sammlung beschränkt sich aber keinesfalls auf diesen regionalen Bezug, sondern erweitert sich auf Werke aus ganz Deutschland, Frankreich, Tschechien usw. Die Sammlung Pese umfasst rund 120 Positionen des Art Nouveau aus Frankreich, Belgien und Deutschland. Darunter befinden sich Werke aus Metall, Glas, Porzellan und Holz. Vornehmlich handelt es sich um Dekorationsobjekte wie Vasen, Kerzenleuchter, Plastiken oder Figuren, aber auch Medaillen, Möbel und Gegenstände des täglichen Gebrauchs wie Tee- und Kaffeekannen, Geschirr, Besteck oder ein erster elektrischer Heißwasserkessel sind vertreten.

Ein umfangreiches Begleitprogramm ergänzt die Ausstellung durch Lesungen, Stadtführungen & kreative Workshops.

Foto: Felix Bielmeier