Ausstellungen

„Altes und neues Gera“ – Gesichter einer Stadt

Sonderausstellung im Otto-Dix-Haus ab 3. Juni
Christian Lüttich Ausstellung Gera

Gefiltert durch das Auge der verschiedenen Künstler entdeckt man bekannte Perspektiven, markante Sehenswürdigkeiten ebenso wie alltäglich wirkende Vororte oder verborgene Winkel der Stadt Gera. Nicht nur inhaltlich, auch chronologisch ist die Palette breit gefächert. Die frühesten der ausgestellten Werke sind circa 200 Jahre alt, die jüngsten stammen aus den 1990er Jahren. Diese vielfältigen Eindrücke eröffnen dem Besucher zugleich einen neuen frischen Blick auf die Stadt Gera selbst.

Die Stadt kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken: Die ursprünglich slawische Siedlung, erstmals 1237 als Stadt bezeichnet, erlebte im 16. Jahrhundert unter der Herrschaft des Hauses Reuß jüngerer Linie eine erste Blütezeit. Im 19. Jahrhundert wurde die Stadt durch ihre florierende Textilindustrie zu einer der reichsten Städte Deutschlands. In der DDR entwickelte sich Gera durch seinen Status als Bezirksstadt und den Uranbergbau schließlich zu einer Großstadt mit 130.000 Einwohnern.

Die reiche Geschichte der Stadt widerspiegelt sich in einer vielfältigen und eindrucksvollen Architektur: Bürgerhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert, prachtvolle Gebäude der Gründerzeit ebenso wie DDR-Plattenbauten prägen das Bild der Stadt. Aus diesem bunten Mosaik ragen einige besonders bemerkenswerte Bauwerke hervor, wie das Rathaus, Salvator- und Marienkirche oder das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Schloss Osterstein.

Zu sehen sind Werke von: Carl Theodor Bergner, Eberhard Dietzsch, Otto Dix, Volkmar Dix, Carl Theodor Grimm, Lutz Ketscher, Peter Kraft, Christian Lüttich, Willy Müller-Gera, Paul Neidhardt, Hans Rudolph, Sven Schmidt

Abbildung: Christian Lüttich, Zyklus „Altes und neues Gera“, „Biblacher Haus“, 1962, Linolschnitt

Öffnungszeiten: Di-So, Feiertag 11-17 Uhr


Sommerpalais Greiz zeigt Arbeiten von Henry Büttner

Ausstellungseröffnung am 10. Juni, 11 Uhr
Henry Büttner Sommerpalais Greiz

Im vergangenen Jahr schenkte der 1928 in Wittgensdorf bei Chemnitz geborene Zeichner der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung etwa 1.600 ausgewählte Werke aus allen Schaffensperioden. Ein Zehntel davon empfahl er persönlich für die Ausstellung. Allerdings müssen die empfindlichen Papiere in zwei aufeinanderfolgenden Staffeln präsentiert werden – also: Büttners Humor wird doppelt zu genießen sein und Wiederkommen lohnt sich! Muss ansonsten noch etwas zu dem feinsinnigen Beobachter mit dem kantigen Strich gesagt werden? Nein. Er ist hinreichend bekannt.

Abbildung.: Henry Büttner: o.T.


Ereignishorizont

Kultur:Haus Dacheröden (Erfurt) zeigt vom 6. Juni bis 26. August Arbeiten von Bernd Zeißler
Bernd Zeißler Ausstellung

Der Künstler zeigt Malerei, Mischtechniken und Collagen aus den Jahren 2019 bis 2023. Sein Ansatz ist prozessgetrieben, verwurzelt in Vorstellungskraft, Emotion und Intuition. Dabei entstehen Arbeiten zwischen den Polen von gestischer Abstraktion und skurril reduzierter Figürlichkeit.

VERNISSAGE: Samstag, 3. Juni, 19 Uhr // Eintritt frei - Grußwort von Prof. Dr. Peter Arlt (Kunstwissenschaftler, -kritiker und Publizist) und musikalischer Begleitung von Frank Frai am Tenorsaxophon.

ÖFFNUNGSZEITEN Dienstag Freitag 12 17 Uhr // Samstag 10 17 Uhr

Weitere Informationen zu den Ausstellungen sowie dem Begleitprogramm finden Sie unter www.dacheroeden.de

Abbildung: Stütze Mischtechnik 2023 (c) Bernd Zeißler


Weimar: Walle! walle* - Zeitgenössische Kunst

2. Juni bis 1. November, Goethes Wohnhaus (Am Frauenplan 1)
Walle walle Zeitgenössische Kunst in Goethes Wohnhaus Weimar

Walle! walle* greift den Zauberspruch aus Goethes „Zauberlehrling“ auf, um vor dem Hintergrund aktueller globaler Herausforderungen Wechselbeziehungen von menschheits- und naturgeschichtlicher Zeitlichkeit nachzugehen: Welche Macht hat Kunst in Zeiten existenzieller Bedrohung, wie sie in unserer Gegenwart auf vielen Ebenen weltweit spürbar ist? Welche Macht hat sie angesichts der dramatischen Folgen der Zerstörung der Natur, in sozialen und politischen Krisen, in der Erschütterung vermeintlicher Gewissheiten durch Verweise auf Rassismus, Kolonialismus oder Geschlechterhierarchien?

Literatur, Kunst und Forschung prägten Goethes Haus. Durch die Interventionen der internationalen Künstler*innen Danica Dakić, Arijit Bhattacharyya, Farzane Vaziritabar und Lea Maria Wittich wird es vorübergehend wieder zu einem Ort der Gegenwartskunst. Die Arbeiten entstanden in Auseinandersetzung mit dem Ort, seiner Geschichte und mit Goethes Sammlungen und stehen vor dem Hintergrund der aktuellen globalen Herausforderungen. Ausgehend von einer intensiven Beschäftigung mit Goethes Weimarer Wohnhaus und seinen Sammlungen hat Danica Dakić gemeinsam mit den von ihr eingeladenen Künstler*innen Arijit Bhattacharyya, Farzane Vaziritabar und Lea Maria Wittich ein Präsentationsprojekt für Weimar und die Casa di Goethe in Rom erarbeitet. Die beteiligten Künstler*innen aus Deutschland, Indien und Iran haben aus der eigenen künstlerischen Perspektive jeweils ortsspezifische Interventionen entwickelt, die die Verbindungen zwischen den beiden Goethe-Orten aufspüren und dabei neue Formen von Kunst als Wissensproduktion erforschen.

Foto: Dakic Still

klassik-stiftung.de/ihr-besuch/ausstellung/walle-walle/


Harald Reiner Gratz: Abendland

Zu sehen bis 18. Juni, Jena, Kunstsammlung Jena
Harald Reiner Gratz Ausstellung Jena

Harald Reiner Gratz beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit einem Projekt, dem er den Arbeitstitel „Abendland“ gegeben hat. Zunächst hat er diesen Begriff als geografische Begrenzung seiner künstlerischen Auseinandersetzung verstanden, der sich auf den europäischen und amerikanischen Kulturraum erstreckt. Im Vordergrund des Projektes steht das zeichnerische und malerische Erzählen, mit Hilfe dessen auf aktuelle künstlerische und gesellschaftliche Entwicklungen Bezug genommen wird, der zugleich aber auch Ausdruck menschlicher Gefühle im Prozess der menschlichen Daseinsbewältigung ist.

Die bildkünstlerischen Arbeiten verhandeln zumeist Wendepunkte der Geschichte oder prägnante Personen auf, um die Fragilität der Existenz der Gemeinschaft sowie des Einzelnen aufzuzeigen. Einen Gegenpol dazu bilden Märchen und Mythen bzw. mythologische Figuren, welche eine Art von überzeitlicher Weisheit eines Volkes in sich tragen. Über all dem schwebt für den Künstler die Frage nach der Existenz einer gemeinsamen Erfahrung der Welt.

Abbildung: Harald Reiner Gratz: Hase und Igel – Porträt Van Gogh und Gaugin, 2019 ©Harald Reiner Gratz


Alexandra Müller-Jontschewa: Gefährdetes Paradies

Sonderausstellung bis 18. Juni im Panorama Museum Bad Frankenhausen
Alexandra Müller-Jontschewa Ausstellung 2

Die ›Leipziger Schule‹, jene Strömung der Malerei im mitteldeutschen Raum, die in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts im Umfeld der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst entstanden ist, doch rasch darüber hinauswuchs und das Kunstgeschehen dominieren sollte, hat ihren höchsten, vorzüglichsten Ausdruck in einem altmeisterlichen Manierismus gefunden, der kunsthistorisch von bleibender Bedeutung ist. Eine führende Repräsentantin dieser Kunst ist Alexandra Müller-Jontschewa, geboren 1948 in Sofia. 1967–72 hatte sie an der Hochschule in Leipzig studiert, um danach als Künstlerin freischaffend tätig zu sein, erst in Leipzig, ab 1979 in Thüringen, seit 2010 in Weida.

Zum 75. Geburtstag der Malerin zeigt das Panorama Museum eine große Retrospektive ihres Schaffens mit etwa 100 Werken vom Beginn ihres künstlerischen Weges um 1973 bis in das Jahr 2022, darunter knapp 70 Gemälde und 30 Zeichnungen, die in kostbaren, figuren- und detailreichen Kompositionen Mythos, Sagenwelt und Geschichte eindrucksvoll zur Synthese bringen.

Das Schaffen von Alexandra Müller-Jontschewa ist tief verwurzelt in der Kunst-, Kultur- und Geistesgeschichte Alteuropas, mit Brückenschlägen bis in den Orient. Souverän zitiert und paraphrasiert sie tradierte Motive und Ikonografien, entwirft neue Sinnbilder und Metaphern, spielt mit Widersprüchen und Verwandlungen, sucht Zusammenhänge und erfindet eine altmeisterlich geschulte, doch überaus zeitaktuelle figuratività, die auch vor kritischen Sujets nicht zurückschreckt, die zeitlos gültig ist und damit zugleich eine scharfsichtige Analyse der wirklich drängenden Fragen von Selbst- und Weltbefund ihrer Zeit leistet.

Als Quellen dienen der Malerin uralte Göttergeschichten, Fabeln, mittelalterliche Legenden, Aspekte aus Alchemie und Mystik, Mirakelbücher und Märchen. Um den Bilderzählungen das nötige Maß an Gültigkeit zu verleihen, stützt sie sich programmatisch wie einst Werner Tübke auf Beispiele aus der Historie, den Mythen der Antike von den Kelten bis zu den alten Griechen, vor allem aber auf Zeugnisse der Kunstgeschichte. Solches bildnerische Vorgehen ermöglicht eine weitgespannte, produktive Deutungsoffenheit, eine Mehrsinnigkeit, die der Analyse und Interpretation bedarf, eines mehrschichtigen Betrachtens, das dank der Motivik und Bildsprache dieser Kunst, die jede allzu große Eindeutigkeit meidet, außerordentlichen Genuss verspricht und fortlaufend überraschende Erkenntnis verheißt. (Text: Gerd Lindner)

Abbildung: Die Heimsuchung des Heiligen Antonius, 1995, Öl auf Tischlerplatte, 180 x 152 cm, Besitz der Künstlerin


Charles Fréger. Wilder Mann

Fotografien. Ausstellung in der Kunstsammlung Jena bis 11. Juni
Kunstsammlung Jena Charles Fregér

1975 in Bourges geboren, gehört Charles Fréger zur Spitze der jüngeren europäischen Fotografie, stellt international aus und hat großen Erfolg mit seinen Publikationen, die sich teils mehrfacher Neuauflagen erfreuen.

In den Jahren 2010 und 2011 durchquerte Charles Fréger Europa. Von Nord nach Süd, von Finnland bis Portugal, über Rumänien, Deutschland und Slowenien war er auf der Suche nach der Figur des Wilden Mannes, wie sie in lokalen Volkstraditionen noch heute lebendig ist.
Diese archetypischen Charaktere – halb Mensch, halb Tier, Tier oder Pflanze – tauchen anlässlich ritueller, heidnischer oder religiöser Feste aus den Tiefen der Zeit wieder auf und feiern den Kreislauf der Jahreszeiten, Fastnacht, Karneval oder Karfreitag.

Seit Beginn seines künstlerischen Schaffens waren es primär spezifische Bekleidungsformen, die den französischen Fotografen am Bild des Menschen interessierten. Die Krampusläufe im Ostalpenraum lösten schließlich eine solche Faszination aus, dass er sich fortan extensiv den traditionsbeladenen Kostümierungen und Maskeraden verschiedener Kulturkreise widmete. Unerschöpflich betreibt er fotografische Bestandsaufnahmen, Kartografien von Bräuchen, wie sie den Takt ländlichen Lebens vorgeben. Eine Spurensuche, die ihn um den gesamten Globus, zuletzt nach Indien brachte.
Die Serie des Wilden Mannes, auf die sich die Ausstellung konzentriert, bildet dabei ein unabgeschlossenes Hauptwerk, zu dem sich, dank neuer Entdeckungen, gelegentlich weitere Figuren gesellen. Immer wieder tauchen Geschichten auf, die für die von Fréger erforschten Regionen spezifisch sind und von denen die Maskeraden das theatralische Echo beschwören.

Abbildung: Charles Fréger: Wilder Mann, 2010-2011, Cerbul, Corlata (PRT) 145 x 110 cm ©Charles Fréger

https://www.kunstsammlung-jena.de/de//976441

 


Kunst und Alltag in den USA

Pop-Art von Roy Lichtenstein & Robert Rauschenberg im Kunsthaus Apolda / Bis 18. Juni
Kunsthaus Apolda

Von Wolfgang Leißling   Die Pop-Art gilt als der letzte große Stilwechsel der Kunstgeschichte. Wobei der Begriff Pop-Art manchen Zeitgenossen wohl auch an das Geräusch einer geöffneten Cola-Dose erinnert. Jedenfalls dokumentiert die Pop-Art einen radikalen Stilwechsel in Kunst, Architektur und Mode. Dass es sich dabei um keinen  einheitlichen Stil handelt, beweist einmal mehr  die Sonderausstellung „Roy Lichtenstein und Robert Rauschenberg“ mit Pop-Art aus den USA. Rund 100 Künstlerplakate sind ab 29. Januar 2023 im Kunsthaus Apolda zu sehen.
Namen sind Nachrichten: Roy Lichtenstein (1923-1997) und Robert Rauschenberg (1925-2008) gehören zu den wichtigsten Vertretern der amerikanischen Pop-Art der 1960er Jahre. Innerhalb ihres OEuvres nimmt das anspruchsvolle Künstlerplakat einen wichtigen Stellenwert ein. Dabei spiegeln diese Werke den Zeitgeist der amerikanischen Gesellschaft wider.
Die Kuratorin Susanne Flesche: „Das Ziel der Pop Art Künstler war - im Gegensatz zum bis dahin führenden Stil des abstrakten Expressionismus – die Gegenstandslosigkeit der Malerei zu überwinden, sowie Kunst und das alltägliche Leben miteinander zu verbinden, indem zitathaft oder metaphorisch auf die an Konsumgütern und Werbung immer mehr angereicherte Lebenswelt Bezug genommen wurde.“
Es war im Jahre 1959, als Robert Rauschenberg mit einer Ausstellungsankündigung das erste Künstlerplakat Amerikas schuf. Geburtsstunde zahlreicher großformatiger Künstlerplakate, die sich politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Themen widmeten. So arbeitete Rauschenberg u.a. für die New York Philharmonie oder das South Africa Festival und unterstützte mit den verkauften Plakaten Aids-Organisationen, machte sich gegen Apartheid stark, warb für Kinderrechte sowie den Erhalt der Umwelt. Wobei seine im Offset-Druckverfahren vervielfältigten Werke mit ihren Farb- und Motivschichtungen, in denen Typographie mit Zeichnungen, Fotografien und Zeitungsauschnitten kombiniert wurden, bestachen. Trotz angespannter politischer Lage tourten seine Plakate damals nach Mexiko, Chile, Kuba, China und sogar in die ehemalige Sowjetunion.
Seit den frühen 60er Jahren widmete sich auch Roy Lichtenstein der Pop-Art, nachdem er rund zehn Jahre vorher professionell gemalt und ein Kunststudium absolviert hatte. Er befasste sich bis dahin nicht kunstwürdigen, alltäglichen Sujets aus der Werbe- und Comicwelt. Die Kunsthistorikerin Susanne Flesche charakterisiert: „Mit der Beschränkung auf kräftige Primärfarben sowie die Auflösung in vergrößerte Rasterpunkte, den sogenannten Benday-Dots, verweist Lichtenstein auf die Bildästhetik und Herstellungstechniken der Werbebranche.“ Die bewusst eingesetzten industriell-kommerziellen Produkte trugen dazu bei, dass sich banale „Alltagswirklichkeit“ und elitäre „Kunstwelt“ einander annäherten. Wobei sich Lichtensteins strukturierte Formensprache mit ihren klaren Motiven ideal für das Medium Künstlerplakat eignete.

Die retrospektive Ausstellung des Kunstvereins Apolda Avantgarde entstand zusammen mit dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg dank der großzügigen Schenkungen des Hamburger Sammlers Claus von der Osten. Sie ist bis zum 18. Juni von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr in der  Bahnhofstraße 42 geöffnet.

Abbildungen: © Estate of Roy Lichtenstein/VG Bild-Kunst, Bonn 2022
© Robert Rauschenberg Foundation/VG Bild-Kunst, Bonn 2022 -
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg


Rastenberg-Roldisleben: Intervention

Das Kollektiv YRD.Works präsentiert sein Werk Hole/Mound an der SPIEGEL|ARCHE / 4. Juni bis 27. August
SpiegelArche Künstlerkollektiv YRD.Works Intervention

Auf einem Hügel, mitten in einem goldgelben Weizenfeld, erheben sich zwei Pavillons, die durch ein industrielles Förderband miteinander verbunden sind. Die beiden temporären Bauwerke sind eine architektonische INTERVENTION des Künstlerkollektivs YRD.Works. Sie bilden den Schauplatz einer partizipativen Installation, welche die Besucher:innen der SPIEGEL|ARCHE dazu einlädt, mit körperlichem Engagement ein gemeinschaftliches Kunstwerk zu schaffen.
Mit Schaufeln und Pickeln ausgestattet, gräbt das Publikum im ersten Pavillon ein tiefes Loch. Der Erdaushub wird über das Transportband in den zweiten Pavillon befördert und fällt hier durch eine Luke im Dach in den Innenraum. Hier entsteht in der Mitte ein stetig wachsender Erdhügel, der von YRD.Works durch die White-Cube-Architektur inszeniert wird.
Mit jeder Schaufel eines Teilnehmenden wird das Loch ein bißchen tiefer und der Hügel ein bisschen größer. Über die Dauer der 3-monatigen Ausstellung entstehen so in den beiden Räumen synchron zwei abstrakte Skulpturen, die die Kraft gemeinschaftlichen Engagements symbolisieren.
Das Material Erde ist kultivierbarer, nährender Boden. Es steht für Ursprung und Geburt, aber auch für Zerstörung. Erde ist als Boden unter unseren Füßen Gemeingut und als Ort, an dem wir leben, ein zu schützendes Territorium: Eigentum und Heimat.
Die interaktive Installation Hole/Mound entwickelt durch aktive Einflussnahme von jedem Einzelnen ein Gefühl des Miteinanders und der Teilhabe. Sie entwickelt sich auch als Sinnbild für ein dynamisches Gleichgewicht der Gegensätzlichkeiten und die wechselseitige Abhängigkeit von Kultur und Natur.

Kuratorin der Ausstellung: Cornelia Saalfrank.

Abbildung: Hole/Mound an der SPIEGEL|ARCHE, 2023 // 3 D Visualisierung © YRD.Works

https://www.spiegelarche.de/


Karl August Geyer – Pionier der Kinotechnik

Zu sehen bis 29. Oktober, GoetheStadtMuseum Ilmenau
Karl August Geyer Ausstellung Ilmenau

Das GoetheStadtMuseum Ilmenau zeigt die Sonderausstellung „Karl August Geyer – Pionier der Kinotechnik“. Sie ist dem bedeutenden Elektrotechniker, Erfinder, Konstrukteur und Firmenleiter Karl August Geyer gewidmet, der 1880 in Ilmenau geborenen wurde. Als technischer Leiter der Deutschen Mutoskop- und Biograph GmbH kam er in Berlin ab 1906 mit Film- und Kinotechnik in Berührung. Dort erkannte Karl August Geyer die Chancen der noch jungen Filmindustrie. Sein Hauptverdienst besteht darin, dass er eine Trennung zwischen der künstlerischen und technischen Seite des Films vornahm. Er entwickelte effiziente Perforier-, Kopier- und Entwicklungsmaschinen.

Am 1. Juli 1911 gründete Karl August Geyer gemeinsam mit Paul Tesch das erste deutsche Kopierwerk für Filme, die Kino-Kopier-Gesellschaft m.b.H. In den folgenden Jahren entwickelte sich daraus das größte Filmkopierwerk Deutschlands mit eigenem Apparatebau, heute noch bekannt unter dem Begriff „Geyer-Werke“. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Geyer-Werke wie die gesamte Filmindustrie in den Dienst des Regimes genommen und produzierten nach strenger Vorgabe Propaganda und Unterhaltung.

Nach der Zerstörung des Werks in Berlin baute Geyer ab 1949 ein neues Werk in Hamburg auf, wo er bis zu seinem Tod 1964 tätig war. In Kooperation mit einigen Nachfahren Geyers, der Stiftung Deutsche Kinemathek in Berlin, dem Museum Neukölln, dem Filmmuseum Potsdam und der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin wird das spannende Thema anhand wertvoller Exponate, darunter historische Filmapparate und zahlreiche Fotos, aber auch mit Hilfe von Filmausschnitten verschiedener Epochen und Zeitzeugenberichten von Mitarbeitern der Geyer-Werke an Medienstationen umfänglich illustriert.

Filmabende: 2. Juni / 8. September/ 6. Oktober/ Bilder-Lesung: 30. Oktober

https://www.ilmenau.de/de


Frank Hoffmann – Buffo transzendental

Ausstellung im Romantikerhaus Jena: Malerei, Arbeiten auf Papier und Objekte
Frank Hoffmann Ausstellung Jena

Die Ausstellung Frank Hoffmann – Buffo transzendental präsentiert eine Auswahl groß- und kleinformatiger Gemälde, ergänzt durch Arbeiten auf Papier und Maskierfolien-Objekte, die den Entstehungsprozess der Arbeiten vergegenwärtigen.

Wer sich vor den Bildern Frank Hoffmanns dem Sog der Farben hingibt, wer den feinen Nuancierungen und Unschärfen nachgeht und in den Werken Motive entdeckt oder gar verliert, dem eröffnet sich die Malerei als Ereignis. Als ein Ereignis, das mehr mit der Jenaer Frühromantik zu tun hat, als man auf den ersten Blick erwartet. Denn was Friedrich Schlegel 1797 in seinen Kritischen Fragmenten als ‚romantische Ironie‘ zu beschreiben versucht, nimmt Frank Hoffmann als Impuls für seine eigene künstlerische Arbeit auf.

Zu sehen bis 2. Juli

https://www.romantikerhaus-jena.de/de//976422


August Sander - Spiegel der Zeit. - Aus dem Zyklus: „Menschen des 20. Jahrhunderts‟

Sonderausstellung im Museum für Angewandte Kunst Gera bis 16. Juli

Der Kölner Porträtfotograf August Sander unternimmt in seinem fotografischen Opus magnum „Menschen des 20. Jahrhunderts“ den Versuch einer umfassenden Bestandsaufnahme charakteristischer Menschentypen. Er schuf damit ein Zeitbild der Weimarer Republik und gleichzeitig ein Hauptwerk dem Gebiet der Fotografie. Ausschnitte davon wurden 1929 in Sanders ersten Buchpublikation unter dem Titel „Antlitz der Zeit“ veröffentlicht und trafen bereits damals auf große Beachtung.

„Menschen des 20. Jahrhunderts‟ basiert auf einem Konzept, das bis Mitte der 1920er-Jahre heranreifte. Ausgehend von einer „Stamm-Mappe“ gliederte Sander mehrere hundert Fotografien in sieben Gruppen: „Der Bauer“, „Der Handwerker“, „Die Frau“, „Die Stände“ (Berufsgruppen), „Die Künstler“, „Die Großstadt“ (Stadtbewohner) und „Die letzten Menschen“ (Krankheit, Alter und Tod). Unter den Aufnahmen befinden sich auch Porträts von Otto Dix und seiner Frau Martha mit Tochter Nelly. Die über 90 für die Ausstellung ausgewählten Schwarz-Weiß-Fotografien lesen sich wie ein Querschnitt durch die damalige Gesellschaft: Sie zeigen Arbeiter, Revolutionäre, Bürger, Kaufleute, Künstler, Intellektuelle, aber auch politische Gefangene und Zwangsarbeiter. Davon ausgehend regt Sanders „Menschen des 20. Jahrhunderts“ zu einer Reflexion der heutigen Lebensumstände und Moralvorstellungen an.

Gegenübergestellt werden drei grafische Arbeiten von Otto Dix, die im gleichen Zeitraum entstanden. Aenne Biermann und August Sander waren 1929 an der großen Wander-
Ausstellung „Fotografie der Gegenwart“ beteiligt. In den Jahren 1929 und 1930 entstanden ihre Fotobücher „Antlitz der Zeit“ (Sander) und „60 Fotos“ (Biermann). Beide Bücher sind zusammen mit einer Auswahl der darin enthaltenen Abbildungen im Original zu sehen.

Die Ausstellung wird mit der Unterstützung der Photographischen Sammlung / SK Stiftung Kultur der Sparkasse Köln mit dem August-Sander-Archiv als Leihgeber realisiert.

Veranstaltungen im Begleitprogramm der Ausstellung, wie öffentliche Führungen und Workshops sind unter www.museen-gera.de zu finden.


Steffen Braumann (Halle): nur Wind und eine Grille

Ausstellung in der Kunsthandlung Huber & Treff (Jena) bis 8. Juli
Steffen Braumann Ausstellung Jena

Von Britta Neumann M.A., Hamburg: In einer braumannschen Welt sind Dinge, Lebewesen, Pflanzen, Künstliches, Lebendiges und Gemachtes subtil miteinander verbunden; in einem Netz aus Ähnlichkeiten und Abgründen, Wiedererkennen und Fremdheit, verschwinden die gewohnten Sortierungen, verschwindet die Wichtigkeit der eigenen Existenz, nicht aber existenzielle Fragen oder Zustände. „Mittendrin“ macht ein vielleicht schon Toter Musik, lacht der Wurm, kniet ein Mensch, schaut ein maskiertes Wesen in die Ferne, und die Angst vor Düsternis ist der Gleichmacher, der die Stimmung, die Tonlage grundiert. Doch der Blick fällt irgendwann auf das dicke Schaf in der Ferne, das auf der anderen Seite des Flusses steht und eine Sichtachse öffnet sich. Eine andere Perspektive, die eine andere Tonlage der braumannschen Bilderwelten eröffnet: Heiterkeit, Lebensfreundlichkeit – wir können uns das Schaf nicht anders als heiter gestimmt vorstellen. Falsch wäre aber zu meinen, der Betrachter projiziere anthropomorph Stimmungen in die belebte und unbelebte Natur, kreise um existenzielle Fragen verstanden als ausschließlich menschliche Fragen, erkenne sich im Tier, im Baum, in der Form eines Farbauftrages. Es geht in den Bildern Braumanns nicht um menschliche Selbsterkenntnis oder um Identifikation.

Die Frage einer Radierung aber bleibt: „Und was soll das nun alles?“ Sie erzeugt beim Betrachten auch eine tiefe Irritation des Nebeneinanders liebenswürdiger Pferde und seelenloser Menschen - „Puppenruhe“ -, die neutral, unbeteiligt, distanziert ihrer Wege gehen, während die Pferde, bei denen selbst die Frisur freundlich zu nennen ist, stehenbleiben und sich zuwenden. Neugierig, verstehend und in dieser Nähe, rätselhaft. Rätselhaft aber nicht, weil sie das Fremde, das Andere, das Tier sind, sondern ganz im Gegenteil: Weil das Pferd auf der linken Seite dem Betrachter fein – verstehend – zulächelt.

…Die Waldwelt der „Frau mit einem Neozoon“ bleibt unheimlich, verworren; sie schreibt ihre eigene Geschichte und was dem Betrachter bleibt, ist, sich angezogen, wohnhaft oder fremd zu fühlen. Wenn wir uns ganz nahe an die Grille auf dem Waldboden heransehen, sind wir in der Nähe und haben eine Verbindung geschaffen, die aber NICHTS abbildet, erklärt, bestimmt. Diese Nähe bleibt unverfügbar. Rätselhaft. Unheimlich…

Was sich sagen lässt, ist, dass der Mensch aus den großflächigen Ölbildern verschwindet. Nacheinander verlässt er die Welt, die trotzdem da sein wird und in der sein Platz unvorhersehbar vielleicht nur ein anderer wird, vielleicht ganz überwuchert, im Nebel verschwindet; in jedem Fall verlässt er das Zentrum, „mehrere Ichs“ wandern getrennt voneinander und eines von vielen ist wohl einer Birke oder einem pinkfarbenen Heliumpferdchen oder einem Baum näher als einem anderen Ich. Die Grenzen der Fremdheit und Andersartigkeit durchziehen den Menschen selbst und auch seine Beziehungen zu anderen Menschen. Er ist weder einem archaisch gedachten Gott noch anderen Menschen ähnlich. Er bleibt sich selbst fremd. - Wenn also ein Hauch, ein Wind, manchmal ein Sturm von Melancholie in den Bildern Steffen Braumanns mitschwingt, ein wenig Angst oder auch blanker Schrecken, so ist ein gleichermaßen bestimmendes Signum der braumannschen Welt der Witz, die Brechung, das „Und was soll das nun alles?“

Auf diesen verschlungenen Wegen knäueliger Fransen, loser Fäden, Überlagerungen der Sympathien, können wir uns einsam fühlen in der verlorenen Bedeutung, in der falschen Suggestion menschlicher Ähnlichkeit und Humanität, in narzisstischer Kränkung verzweifeln, wir können uns aber auch heiter mit einer Birke anfreunden oder Freundschaft zu einer besonderen Krähe suchen. – Dieses Miteinanderleben und die Möglichkeit einer Freundschaft gilt auch für die Bilder Braumanns selbst, die in diesem Sinne eben keine Abbilder von etwas sind, weder in einem mimetischen Sinne, noch in einem symbolischen Sinne.

Die Bilder Braumanns sind Dinge der Welt, mit denen wir leben können und die mit uns sprechen oder bockig schweigen, die uns sympathisch sein können oder auch nicht, mit denen wir leben wollen oder auch nicht. Vielleicht ist unter diesen eines, das auch zu einem Einzelnen in der Menge räumliche Nähe und Sympathie sucht und seine abgeschnittenen, gummiartigen Hände ausstreckt.

Öffnungszeiten Mo 10-13 Uhr, Do+Fr 15-18, Sa 10-15 Uhr sowie gern nach Vereinbarung

www.huber-treff.de

Abbildung: Steffen Braumann, frühmorgens, 2022, Öl auf Leinwand, 1,20 m  x  1,65 m


Ausstellungen im Sommerpalais Greiz

Sommerpalais Greiz Ausstellung

Bis 3. September (Beletage):

Joshua Reynolds und das Bild des englischen Adels.
Zum 300. Geburtstag des Künstlers

Der englische Maler Joshua Reynolds (1723-1792) war wohl der beliebteste Porträtist des englischen Adels in 18. Jahrhundert. Er verstand es meisterhaft, Statussymbole mit Charaktereigenschaften der Porträtierten zu verbinden. Seine Bildnisse waren so berühmt, dass sie meist schon kurz nach der Vollendung gestochen und in graphischen Reproduktionen vertrieben wurden. Die Greizer Erinnerung an den Künstler schöpft aus dem reichen Bestand englischer Schabkunstblätter und hält Wissenswertes über die Dargestellten bereit.

Abbildung: Selbstbildnis mit Büste, Valentine Green nach Joshua Reynolds, Bildnis Sir Joshua Reynolds, Schabkunst, 1780, Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz

Bis 16. Juli:

Wer war Percy Jackson? Kabinett-Ausstellung zur griechischen Mythologie

Die im Rahmen eines Freiwillegendienstes konzipierte Kabinett-Ausstellung stellt wichtige Gottheiten der griechischen und Mythologie vor. Denn nicht zuletzt die jüngste Wiederentdeckung der antiken Götterwelt durch Hollywood mit den erfolgreichen Verfilmungen der Percy-Jackson-Romane von Rick Riordan macht die Attraktivität bis heute deutlich. Beispiele aus der Kupfersammlung zeigen, dass Künstler immer wieder die Motivwelt von Zeus, Hera und Co zu schätzen wussten.

www.sommerpalais-greiz.de

Geöffnet dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr


Wege nach Utopia

Bauhaus-Museum Weimar zeigt Sonderausstellung: Wohnen zwischen Sehnsucht und Krise
Klassik Stiftung Weimar Ausstellung Wege nach Utopia

Wie wollen wir zukünftig wohnen? Die Ausstellung im Bauhaus-Museum wird Aspekte dieser Fragestellung zwischen den beiden Polen Sehnsucht und gegenwärtiger Krise untersuchen. Zentral sind hierbei die Themenfelder von Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit.

„Wie wollen wir wohnen?“ lautete nach Gropius‘ Einschätzung 1923/1924 die brennendste Frage des Tages.

Die kulturhistorische Dauerausstellung im Bauhaus-Museum konzentriert sich auf diese Fragestellung, die vor dem Hintergrund der heutigen Krisenzeit unvermindert aktuell ist. Wie eine zweite Schicht wird sich deshalb eine Ausstellung zum Themenjahr „Wohnen!“ im Bauhaus-Museum über die vorhandene legen, um die Besucherinnen und Besucher zu fragen, wie wir unser Wohnen heute und in Zukunft gestalten wollen.
Verschiedene Themeninseln im Bauhaus-Museum Weimar werden ökonomische, ökologische, soziale und kulturelle Fragen zum Wohnen beleuchten: mit Installationen, Fotografien, Filmen, Experten-Interviews, Wohn-Objekten sowie interaktiven Formaten. Dabei geht es nicht vordergründig darum, schnelle Lösungsmöglichkeiten für die Probleme unserer Tage aufzuzeigen, sondern mittels direkter Ansprache zusammen mit den Besucherinnen und Besuchern unterschiedliche Optionen in den Blick zu nehmen.

Zu sehen bis 29. Januar 2024

https://www.klassik-stiftung.de/ihr-besuch/ausstellung/wege-nach-utopia/

Abbildung: © Klassik Stiftung Weimar, Design von Ariane Spanier


Altenburg: Meisterwerke aus der Sammlung Peltzer

Bis 30. Juli, Prinzenpalais des Residenzschlosses
Sammlung Peltzer Altenburg Lindenau Museum

Im Sommer 2021 konnte die Sammlung der Moderne am Lindenau-Museum Altenburg einen der bedeutendsten Zuwächse der vergangenen Jahre verzeichnen: Mit der Sammlung Felix und Herlinde Peltzer gelangten rund 300 Gemälde und Zeichnungen aus der Zeit der Klassischen Moderne als Dauerleihgabe in den Bestand des Kunstmuseums. Unter den Exponaten befinden sich Werke einiger der namhaftesten Künstlerinnen und Künstler aus der Zeit des frühen 20. Jahrhunderts – darunter auch die Meister der expressionistischen Künstlervereinigung „Die Brücke“: Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Mueller, Karl Schmitt-Rottluff und Max Pechstein. Sie alle gelten heute als Klassiker der modernen Malerei.
Zusammen mit Werken von Marianne von Werefkin, Maria Caspar-Filser, Adolf Hoelzel, Carl Hofer, Rudolf Levy und Heinrich Nauen, die mitunter erst in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit geraten sind, werden sie in einer umfangreichen Werkschau im Prinzenpalais des Residenzschlosses vorgestellt. Ergänzt werden sie durch Arbeiten von Jean Lurcat und Jules Pascin, die der französischen Moderne zuzuordnen sind. - Die Besucherinnen und Besucher erwartet eine Ausstellung, die die verschiedenen Spielformen, Themen und Motive der frühen Malerei der Moderne widerspiegelt. Ihre Popularität ist bis heute ungebrochen. Zur Ausstellung erscheint eine wissenschaftliche Publikation.

Abbildung: Karl Hofer, Zwei Mädchen liegend, um 1924 [c] VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: punctum, Bertram Kober

https://www.lindenau-museum.de


Sein Arbeitszimmer als Medienstation: Goethe Apparat

Neue Dauerausstellung im Goethe-Nationalmuseum Weimar
Klassik Stiftung Weimar Ausstellung Goethe Apparat

Einer der faszinierendsten Räume wird auf innovative Weise neu erlebbar: Goethes Arbeitszimmer als immersive Medienstation „Goethe-Apparat“ am historischen Wohnort in Weimar.

Das Arbeitszimmer vereint alle Schwerpunkte Goethes Schaffens – von der Literatur über die Naturwissenschaften bis hin zu seinen grafischen Sammlungen und Zeichnungen. Ein Raum, den Goethe selbst über 40 Jahre genutzt und immer wieder für seine Bedürfnisse umgestaltet, umgeräumt und verändert hat.
Der „Goethe-Apparat“ ist das neue ‚Werkzeug‘ für Besucher*innen, um die Arbeitswelt Goethes, aber auch die Zeitschichten des musealen Raumes spielerisch zu erkunden. Ein besonderes Highlight des interaktiven 3D-Visualisierungs-„Apparates“ ist der Zeichentisch aus Goethes Besitz. Dieser ist mit all seinen Funktionen und Schubfächern virtuell bedienbar: Mithilfe von Controllern können Schubladen geöffnet werden, virtuelle Gegenstände bewegt und betrachtet werden.

Auf einer hochauflösenden LED Curved Video-Wall, welche aktuell europaweit einzigartig ist, wird die 3D-Modulation visuell ansprechend und mit mannigfaltigen Interaktionsmöglichkeiten übertragen.

https://www.klassik-stiftung.de/ihr-besuch/ausstellung/goethe-apparat/

Abbildung: Goethe-Apparat © digitus.art


Weimar: Zweite Episode der Jahresausstellung POWER HOUSE

Unter dem Titel »no one belongs here more than you« präsentiert die Universitätsgalerie der Bauhaus-Universität Weimar den zweiten Teil ihrer Ausstellungsreihe anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der ersten Bauhaus-Ausstellung im Schiller-Museum.

Mit wem teilen wir unseren privaten Raum? Tun wir es freiwillig oder gezwungenermaßen? Wo wollen wir wohnen und wie können sich Menschen mit neuen Wohnorten identifizieren, wenn sie sie sich beispielsweise aufgrund von Flucht und Vertreibung nicht selbst ausgesucht haben? Diesen und anderen Fragen gehen in der zweiten Episode der Ausstellung »POWER HOUSE« Gestalter*innen und Künstler*innen unterschiedlicher Disziplinen nach.

Zu sehen sein werden Arbeiten von Studierenden aus den Masterstudiengängen Architektur und Media Architecture sowie dem Produktdesign und der Freien Kunst. Beteiligt sind darüber hinaus Alumni der Visuellen Kommunikation und Lehrende der Freien Kunst, aus dem Lehramt an Gymnasien Kunst und dem Bereich Typografie sowie externe Künstler*innen.

Einige künstlerische Positionen setzen sich mit der (Neu-)Gestaltung von Wohnraum auseinander und suchen die Verbindung von Architektur mit dem menschlichen Körper und seinen Bedürfnissen nach Verortung und Zugehörigkeit. Andere Arbeiten loten die Grenze zwischen privatem und öffentlichem Raum aus und gehen der Frage nach, wer sich eigentlich wo aufhalten darf. Weitere Werke lösen sich komplett aus dem räumlichen Kontext und beziehen sich auf Situationen des sozialen Zusammenlebens, in denen Menschen Geborgenheit finden können.

Die Ausstellung in den Räumlichkeiten des Schiller-Museums der Klassik Stiftung Weimar ist nicht statisch, sondern in ständiger Veränderung begriffen. Konzeptuell als organisches Gebilde gedacht, wird sich die zweite Episode in weitere Räume des Gebäudes sowie darüber hinaus ausdehnen. Im Laufe der kommenden Episoden wird sich das Erscheinungsbild der Ausstellung weiterhin stark verändern, wird sich ausdehnen und wachsen, eventuell auch schrumpfen und sich wieder zurückziehen.

Im 100-jährigen Jubiläumsjahr der ersten Bauhaus-Ausstellung bespielt der nova space, die Universitätsgalerie der Bauhaus-Universität Weimar, bis Ende 2023 die Ausstellungsräume des Schiller-Museums Weimar. Die Klassik Stiftung Weimar widmet ihr Jahresprogramm 2023 dem Thema Wohnen und stellt das Staatliche Bauhaus Weimar ins Zentrum. Die Stiftung richtet den Blick auf die Zukunft des Wohnens und Zusammenlebens, lädt ein zur Beschäftigung mit nachhaltigem Bauen, diskutiert Themen wie Verdrängung und Gentrifizierung und setzt diese in Beziehung zu den historischen Wohnformen.

Ein Kooperationsprojekt zwischen Bauhaus-Universität Weimar, Universitätsgalerie nova space und Klassik Stiftung Weimar

Ausstellende Künstler*innen: Hannah Aßmann-Staudt, Verena von Beckerath & Barbara Schönig, Esther Betz & Mara Kossira, Elisa Breyer, Moritz Eggert, Emma von Helden & Paula Pichler, Sofia Hultén, Ian Kiaer, Mailand / Innenhof, Christian Andrés Parra Sánchez, Negar Rahnamae, Charlotte Rohde, Katrin Steiger

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, jeweils 9.30 bis 18 Uhr / Der Eintritt zur Ausstellung sowie zum gesamten Rahmenprogramm ist frei.

Zur Ausstellung ist ein begleitendes Programm mit Lectures, Performances, Screenings, Workshops, Yoga u.v.m. geplant. Informieren Sie sich gern über aktuelle Veranstaltungen unter: www.uni-weimar.de/unigalerie/kalender


klassisch konsumieren - Bertuch und das Journal des Luxus und der Moden

Ein Lifestyle-Magazin aus Weimar prägt die Mode- und Konsumwelt um 1800 / Sonderausstellung in Weimar
Weimar Anna Amalia Bibliothek Ausstellung

Die Ausstellung widmet sich dem berühmten Lifestyle-Magazin aus dem Verlag von Friedrich Justin Bertuch. Das „Journal des Luxus und der Moden” erschien ab 1786 und wirkte weit über Weimar hinaus stil- und geschmacksbildend. Die Ausstellung präsentiert die Zeitschrift als herausragende Quelle der Wohnkultur, Kleidermode und des Konsumverhaltens in der Zeit um 1800. Zugleich ist sie Ausgangspunkt für einen Parcours durch die historischen Häuser der Klassik Stiftung, in denen einzelne im Journal beworbenen Gegenstände heute noch zu sehen sind. - Mit freundlicher Unterstützung der Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e.V.

Bis 15. Januar 2024, Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

https://www.klassik-stiftung.de/ihr-besuch/ausstellung/klassisch-konsumieren-bertuch-und-das-journal-des-luxus-und-der-moden/

Abbildung: Journal des Luxus und der Moden © Klassik Stiftung Weimar


Weimar: Fremde Freunde

Moderne zu Gast in historischen Häusern / Sonderausstellung zu sehen bis 1. November
Klassik Stiftung Weimar Ausstellung Fremde Freunde

Was wäre geschehen, wenn das Leben und Wohnen in den historischen Häusern einfach weitergegangen wäre? Welche Objekte aus neuerer Zeit würden wir im heute musealen Ambiente vielleicht vorfinden können? Ein Parcours von Objekten und Geschichten.

„Was wäre wenn…?“ das Leben in den historischen Räumen einfach weitergegangen wäre und nicht scheinbar in einem imaginierten Moment eingefroren worden wäre. Der Parcours Fremde Freunde. Moderne zu Gast in den historischen Häusern funktioniert als ein Art Zeitmaschine, eine Fiktion vom Wohnen. Idealtypisch entworfene Räume wecken die Vorstellung von einem bewohnbaren stilistischen Konzept. Dieses bleibt allerdings nur so lange gültig, bis Bewohner oder Benutzer sich der Räume bemächtigen und sie mit ihrem Alltag in Besitz nehmen: historische Räume werden modern eingerichtet, Objekte passen nicht zum Gesamtkonzept, werden aber als lieb gewordene „Lebensgefährten“ integriert oder weil sie gut funktionieren manchmal trotz augenscheinlicher Hässlichkeit weiterverwendet. Lebenspraxis bedeutet in jedem Falle Konfrontation von Möglichkeiten. Der Parcours führt vom Wittumspalais über die Wohnhäuser von Schiller und Goethe, das Kirms-Krackow-Haus zu Schloss Tiefurt und Schloss Belvedere. Zusehen sind Objekte aus der Designsammlung Ludewig in der Klassik Stiftung Weimar. Drei Inszenierungen von künstlerischen Arbeiten im Goethe Gartenhaus und dem Römischen Haus richten den Blick auf die unmittelbare Gegenwart. Der Parcours lädt zur Neuentdeckung von altbekannten Räumen und Orten ein.

Zu sehen in Goethes Wohnhaus / Schillers-Wohnhaus / Wittumspalais / Schloss Tiefurt / Schloss Belvedere / Kirms-Krackow-Haus.

https://www.klassik-stiftung.de/ihr-besuch/ausstellung/fremde-freunde/

Abbildung: © Klassik Stiftung Weimar, Design von Ariane Spanier

 


Leipzig: Von Bonnard bis Klemke

Illustrierte Bücher und Mappenwerke aus der Sammlung Wieland Schütz / Bis 24. September, GRASSI Museum für Angewandte Kunst
Werner Klemke Ausstellung GRASSI Leipzig

Das moderne illustrierte Buch vereint die bedeutendsten Künstlerinnen und Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts: So sind Pierre Bonnard, Aristide Maillol, Pablo Picasso und Henri Matisse ebenso wichtige Vertreter wie Max Slevogt, Paul Scheurich, Alfred Kubin oder Max Beckmann – Seite an Seite mit Hans Fronius, HAP Grieshaber, Josef Hegenbarth und Werner Klemke. Neben vielen anderen sind sie in der Sammlung des Berliner Grafikdesigners Wieland Schütz (*1938) prominent vertreten. Über 1600 Bücher und Mappenwerke seiner Kollektion hat er dem GRASSI Museum für Angewandte Kunst 2022 als Schen­kung übergeben.

Mit rund 600 Werken bietet die Ausstellung einen Einblick in die Sammlung und zugleich eine Zeitreise durch 150 Jahre moderne Illustra­tionskunst. Zu sehen sind rund 375 illustrierte Bücher und 225 Grafiken aus Mappen und original­grafische Einzelblätter.

Abbildung: Werner Klemke, Umschlag, Klapperzahns Wunderelf, 1958 // Foto: Grassimuseum


Hans Fallada: Familienbilder

Ausstellung im Museum Burg Posterstein zum 130. Geburtstag des Schriftstellers / Zu sehen bis 12. November

Der Geburtstag des berühmten Schriftstellers Hans Fallada jährt sich 2023 zum 130. Mal. In seiner frühsten Jugend, noch vor Beginn seiner Autorenkarriere, verbrachte Rudolf Ditzen längere Zeit in der Nervenheilanstalt in Tannenfeld. Dazwischen absolvierte er auf dem Rittergut Posterstein eine landwirtschaftliche Ausbildung. Anlässlich seines Geburtstags zeigt das Museum Burg Posterstein die Ausstellung „Hans Fallada – Familienbilder. Wie aber bestehe ich vor Dir, sehr liebe Verwandtschaft –?!“ der Hans-Fallada-Gesellschaft. Diese schöpft aus den umfangreichen Beständen des Hans-Fallada-Archivs und rückt Erinnerungen, Briefe und Fotos der Familie Ditzen in den Mittelpunkt.

In Posterstein zu sehen ist eine Kabinett-Ausstellung in einem Raum, die bewusst einen Schwerpunkt auf Rudolf Ditzens Jahre in Tannenfeld und Posterstein legt.

Nach einem missglückten Doppelselbstmord, bei dem sein Freund starb, kam der noch jugendliche Rudolf Ditzen zunächst in die Psychiatrie nach Jena. Eine Mordanklage konnte abgewendet werden. Er sei zur Tatzeit nicht zurechnungsfähig gewesen, lautete das Argument. In der Abgeschiedenheit der modernen, privaten Heil- und Pflegeanstalt für Gemüts- und Nervenkranke in Tannenfeld sollte Rudolf Ditzen gesund werden. Was auch weitgehend gelang – und wohl das Verdienst von Betreuern und Ärzten sowie vor allem seiner Tante Ada war, die ihn nach Tannenfeld begleitete.

Die nächste Lebensstation des Patienten lag quasi nebenan – im zwei Kilometer von Tannenfeld entfernten Rittergut Posterstein. Der mittlerweile 20-Jährige startete hier ins Berufsleben: Zwei Jahre lang ließ sich Rudolf Ditzen auf dem Rittergut Posterstein zum Landwirt ausbilden. Der enge Kontakt zur Landbevölkerung soll für ihn später ein Quell der Inspiration für sein literarisches Schaffen gewesen sein. Trotz dieses Versuchs, eine "normale" Karriere einzuschlagen, geriet Hans Falladas Leben zu einer Achterbahnfahrt zwischen Kreativität, Depression und Sucht. Geplagt von Depressionen, denen er mit Drogen zu entfliehen suchte, kam Rudolf Ditzen 1917 zu einer Entziehungskur noch einmal nach Tannenfeld und zwei Jahre später abermals.

Aus dem Begleitprogramm zur Sonderschau:

21. Juli, 20 Uhr, Neue Scheune: Filmabend: Hans Fallada

6. August, 15 Uhr, Posterstein: Auf Falladas Spuren – literarisch-musikalischer Nachmittag

3. September, 15 Uhr, Schlosspark Tannenfeld Auf Falladas Spuren – literarisch-musikalischer Nachmittag

www.burg-posterstein.de

 


Gera: SNAPSHOT ONE im Kunstverein

Zu sehen bis 17. Juni
Oskar Zaumseil Grafik
Mit dem Ausstellungsprojekt „SNAPSHOT ONE“ richtet der Kunstverein Gera e.V. seinen Blick auf das zeitgenössische Kunstschaffen in Thüringen; will dabei aktuellen Tendenzen nachspüren, originäre Handschriften, ungewöhnliche Ausdruckswelten und kreatives Potential aus den Ateliers hervorholen. Die Ausstellung versteht sich als lebendige Auseinandersetzung nicht nur verschiedener Künstlerpersönlichkeiten, die ihren Lebens- und Arbeitsschwerpunkt im Freistaat haben bzw. hatten, sondern vermittelt auf Grund der Präsentation unterschiedlicher Techniken eine äußerst vielschichtige Kunstlandschaft. Gezeigt werden Arbeiten von Cosima Göpfert (Objekte), Minetta (Fotografie), Tanja Pohl (Malerei), Oskar Zaumseil (Zeichnung) sowie Thomas Prochnow (Installation).
 
Abbildung: Grafik von Oskar Zaumseil
http://www.kunstverein-gera.de

Weimar: Dichterhaushalt und Lebenskunst

Vom Wohnen um 1800 / Sonderausstellung im Goethe- und Schiller-Archiv
Klassik Stiftung Weimar Ausstellung Dichterhaushalt und Lebenskunst

Die Ausstellung öffnet viele kleine Türen, die Einblicke in den spannenden Wohnalltag jener Zeit gestatten: bei Goethe und Schiller ebenso wie bei weniger bekannten Personen ihres Umfelds.
Die Art, wie Menschen wohnen, reflektiert ihr kulturelles Selbstverständnis und ihre soziale Zugehörigkeit. Vom ästhetischen Ausstatten der Wohnung bis zum Anwenden von Haushaltstechniken – stets müssen sich die Wohnenden in irgendeiner Form verhalten. Bereits um 1800 erforderte dies in Weimar und anderswo eine gewisse Kreativität und Lebenskunst.

Welche Personen wirkten damals bei einer großen Wäsche mit? Wie ging Goethe mit einer eigenwilligen Köchin um? Wie lebten junge Menschen in sozialen Einrichtungen? Mal augenzwinkernd, mal ernst öffnet die sozialhistorisch orientierte Ausstellung verschiedene Türen, um Einblicke in den spannenden Wohnalltag jener Zeit zu gewähren.

Zu sehen bis 2. Juli 2023

https://www.klassik-stiftung.de/ihr-besuch/ausstellung/von-dichterhaushalt-und-lebenskunst/

Abbildung: © Klassik Stiftung Weimar, Design von Ariane Spanier

 


Freimaurer und Mysterien Ägyptens in Gotha

Zu sehen bis 15. Oktober, Herzogliches Museum
Herzogliches Museum Gotha

Die Ausstellung gibt Einblicke in die bedeutungsvolle frühe Phase der Freimaurerei in Thüringen: Bereits 1741 wurde sie von der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ von Berlin aus im Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg begründet, zu der auch die letzte, bis 1935 existierende Gothaer Loge gehörte. Ort der ersten freimaurerischen Arbeit war Schloss Molsdorf unter dem Reichsgrafen Gustav Adolf von Gotter.

Ein Blick in die private Freimaurer-Bibliothek Ernst II. verrät ein großes persönliches Interesse an den Mysterien Ägyptens. Als vermeintlich älteste und vollkommenste Mysterienkultur galt das Alte Ägypten im 18. Jahrhundert bei den Freimaurern als Inbegriff des symbolischen Ausdrucks und der geheimen Kulte. Ein spezieller Ausstellungsbereich widmet sich ausführlicher dieser spirituellen Ägypten-Begeisterung, die gerade in Gotha ihre Spuren hinterließ.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ zu Berlin. Wissenschaftlicher Kooperationspartner ist das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt.

Foto: Stiftung Schloss Friedenstein Gotha


Land unter. Hochwasser 2013 in Gera

Fotografien von Robby Rotha / Studioausstellung im Stadtmuseum Gera bis 2. Juli
Fotos Robby Rotha Stadtmuseum Gera Hochwasser Gera 2013

Ende Mai 2013 führten mehrere Tiefdruckgebiete zu ausgedehnten, tagelang anhaltenden Niederschlägen über Mitteleuropa. Innerhalb weniger Tage stiegen die Flusspegel nördlich der Mittelgebirge und des nördlichen Alpenraums auf enorme und bisher teilweise unerreichte Höchstwerte. In Ostthüringen erreichten Saale und Weiße Elster am 3. Juni ihren Scheitelpunkt. Für die Elster betrug der Wasserstand 4,60 m statt der üblichen 50 cm. In Gera wurden die am Fluss gelegenen Ortsteile Zwötzen, Debschwitz und Untermhaus zu großen Teilen überflutet. Die Überschwemmungen erreichten damit die Ausmaße des Hochwassers von 1954. Mit einer Fotoausstellung erinnert das Stadtmuseum Gera ab an die dramatischen Ereignisse vor zehn Jahren.

Der Fotograf Robby Rotha, geboren 1965 in Gera, war viele Jahre als Rettungsassistent beim DRK tätig, arbeitet gegenwärtig im Sozialwesen und lebt heute in Kirchberg in Sachsen. Seine 2013 entstandenen Aufnahmen dokumentieren erschreckend deutlich die Wucht und die zerstörerische Kraft des Wassers. Trotz aller Dramatik strahlen die Fotografien zugleich eine enorme Faszination auf den Betrachter aus. Wasser und Seen zwischen Häusern, auf Straßen und Plätzen lassen bizarre Landschaften entstehen, die das Bewusstsein kaum zu fassen vermag. Die Bilder entwickeln eine ganz eigene Ästhetik. Die oftmals grotesken Situationen erzählen Geschichten von Kampf und Hilfe, von Bedrängnis, Pragmatismus und Galgenhumor.

Gezeigt werden rund 40 Fotografien mit Motiven von Gera-Liebschwitz bis Untermhaus.


Schloss Waldenburg: „Ich habe wie ein Wasserfall getanzt.“

Bis 14. September Sonderausstellung über Eleonore, Fürstin von Schönburg-Waldenburg
Schloss Waldenburg Ausstellung

Zum ersten Mal ist eine Ausstellung dem Leben der Fürstin Eleonore von Schönburg-Waldenburg gewidmet. Eine Fürstin, die in einer Zeit des Umbruches lebte und viele Schicksalsschläge ertragen musste. Sowohl die Lebensgeschichte als auch zentrale Themen der Epochen ihrer Zeit stehen im Mittelpunkt der acht Ausstellungsräume.

Erleben Sie, wie die Beletage des Schlosses im neuen Glanz erstrahlt. Auf mehr als 260 qm² wird das Leben und Wirken Eleonores und ihrer beiden Ehemänner, Fürst Otto Victor II. von Schönburg-Waldenburg und Herzog Ludwig Wilhelm in Bayern, multimedial und kulturhistorisch präsentiert. „Dank zahlreicher persönlicher Korrespondenzen der Fürstin und aussagekräftigen Fotos der Zeit zwischen 1880 und 1965 erhalten Sie Einblicke in das Alltagsleben des deutschen Hochadels.“ so Lara Klewin, die für die Recherche und die Umsetzung der Ausstellung mitverantwortlich ist.

Eleonore war eine starke und künstlerisch begabte Frau, malte ihr Leben lang, hatte einen Führer-, Jagd- und Anglerschein, was für die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts keineswegs für eine Frau normal war. 

Geschäftsführerin Ina Klemm: „Eleonore von Schönburg Waldenburg war eine besondere Frau. Wussten wir bis vor einem Jahr noch fast gar nichts von ihr, durften wir Sie während der Vorbereitung der Ausstellung mit all ihrer Freud und ihrem Leid als ein modernes, selbstbewusstes Mädchen und lebensfrohe, mutige Frau kennenlernen. Die Ausstellung lässt Besucher interaktiv an ihrem Leben teilnehmen. Ich freue mich sehr auf die modernen Elemente. Wie hätte wohl ein WhatsApp-Chat vor einem Jahrhundert ausgesehen? Dabei bin ich sicher, dass unsere Gäste die Ausstellung und unsere Fürstin Lory lieben werden.“

https://www.schloss-waldenburg.de/veranstaltungskalender


Von der Passion, Design zu sammeln

DIE GUTE MODERNE - Bis 8. Oktober im GRASSI Museum Leipzig
Die gute Moderne GRASSI Leipzig

Das GRASSI Museum für Angewandte Kunst präsentiert in seiner Art déco-Pfeilerhalle rund 600 Entwürfe von über 60 internationalen Designern und Designerinnen aus der Sammlung des Ehepaares Inge und Wilfried Funke. Lange Jahre schenkte das sammelnde Paar immer wieder kleinere Konvolute in das Museum und vermachte letztlich seine gesamte Kollektion von rund 10.000 Einzelobjekten dem GRASSI Museum für Angewandte Kunst.

Die Ausstellung zeigt einen kleinen Ausschnitt dieser vielgestaltigen Kollektion von Geschirren, Vasen, Bestecken, Möbeln, Lampen und Geräten. Gleichwohl zeichnet die Schau das Werden dieser Sammlung nach, um immer wieder das Phänomen ‚Sammeln‘ selbst zu thematisieren – Glück und Bürde zugleich.
Inspiriert durch den Besuch einer 1980 dem Designer Heinrich Löffelhardt (1901-1979) gewidmeten Ausstellung im Badischen Landesmuseum Karlsruhe suchten Inge und Wilfried Funke die vor allem nach dem 2. Weltkrieg vom Rat für Formgebung propagierte ‚Gute Form‘ unablässig sammelnd zu belegen und akribisch zu dokumentieren.
So entstand in fast 40 Jahren eine der größten Sammlungen zum industriellen Gebrauchsdesign des 20. Jahrhunderts: Ausgehend von den Entwürfen Löffelhardts und Wilhelm Wagenfelds sammelte das Paar die von Bauhaus und Werkbund herrührenden Entwürfe historischer Vorläufer wie Hermann Gretsch, Wolfgang von Wersin, Marguerite Friedlaender oder Trude Petri. Sie verschmähten auch die organische Nachkriegs Nierentisch-Ästhetik der Rosenthal-Entwürfe einer Beate Kuhn oder Hanns Hoffmann Lederers nicht und suchten Arbeiten von Wilhelm Braun-Feldweg, Günter Kupetz oder Hans-Theo Baumann zusammen. Sie schweiften mit Tapio Wirkkala, Stig Lindberg oder Jens Harald Quistgaard in die skandinavische Design-Moderne und sammelten darüber hinaus Arbeiten von legendären Designern wie dem Tschechen Ladislav Sutnar, dem Briten Robert Welch oder dem Amerikaner Gerald Gulotta.

Foto: Fonduetöpfe, Dansk Designs Quistgaard, 1954


Weimar: Nietzsche privat

Eine (un)mögliche Ausstellung / 25. August 2023 – 15. Januar 2024
Klassik Stiftung Weimar Ausstellung Nietzsche privat

Erstmals zeigt die Klassik Stiftung Weimar die private Einrichtung der Geschwister Nietzsche, von Friedrichs Wohnzimmer bis zu Elisabeths Paraguay-Souvenirs.

Das Nietzsche-Archiv ist ein ebenso herausragender wie problematischer Erinnerungsort: Henry van de Veldes Jugendstilräume sind als Museum zugänglich, wohingegen die Wohnung der Geschwister Nietzsche mit dem Sterbezimmer des Philosophen von Gästen und als Büro genutzt wird. Die Einrichtung der Nietzsches ist seit Jahrzehnten unzugänglich im Depot verwahrt und macht neugierig. Doch lohnt eine nähere Betrachtung überhaupt? Denn auf den ersten Blick erscheinen die Möbel nur aufgrund ihrer Provenienz wertvoll. Die  Ausstellung geht der Frage nach, wie mit dem Bestand in Zukunft umzugehen sein wird. Sie präsentiert erstmals den dinglichen Nachlass Nietzsches und erzählt die Geschichte seiner Überlieferung. Die Objekte mit ihren Beschädigungen zeigen eindrucksvoll, wie kulturelle Memoria in Weimar aktiv gestaltet, zeitweise aber auch bewusst unterdrückt wurde.

https://www.klassik-stiftung.de/ihr-besuch/ausstellung/nietzsche-privat/

Abbildung: Ohrensessel von Friedrich Nietzsche, Klassik Stiftung Weimar